Delfine in der Schweinebucht

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Delfinrechte: Indien schützt Delfine als nicht-menschliche Personen

Jedes Jahr zur selben Zeit färbt sich das Wasser in einer japanischen Bucht blutrot. Tausende Delfine werden zusammengetrieben, grausam abgeschlachtet und erstickt. Das Ritual findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, trotzdem existieren Zeugenberichte und Filmaufnahmen von Tierschützern, die die Treibjagd und den bis zu 20 Minuten dauernden Todeskampf der einzelnen Tiere und ihre herzzerreißenden Schreie dokumentieren. Die Tiere werden geschlachtet und das Fleisch verkauft, wenige Überlebende kommen in Delfinarien - weltweit.

Die Jagd und Tötung von Delfinen hat in Japan Tradition. Flipper geht es schlecht. Eine kleine japanische Insel allerdings, Toshima Island, hat ein Zeichen gegen die Delfinschlachtung gesetzt und Delfine zu Mitbürgern erklärt. Delfine in den Gewässern der Insel genießen damit denselben rechtlichen Schutz wie die Menschen auf der Insel.

Mittlerweile ist sogar ein ganzes Land diesem Beispiel gefolgt. Indien hat Delfine rechtlich als nicht-menschliche Personen anerkannt und ihnen damit Rechte zugestanden, die über sonst übliche Tierrechte hinausgehen. Die Rechte und Lebensräume von Delfinen müssen in Indien und indischen Gewässern respektiert werden und werden staatlich geschützt. Direkte Folge in Indien ist, dass Delfinarien und vergleichbare Einrichtungen dort mittlerweile verboten sind.

Indien gesteht Delfinen Persönlichkeitsrechte zu, aufgrund ihrer Intelligenz, ihrem Ich-Bewusstsein, ihrer Empathie, ihrer Kommunikationsfähigkeit. Es fällt leicht, die indische Regierung zu diesem einzigartigen Schritt zu beglückwünschen und die japanischen Fischer in der blutroten Bucht zu verurteilen - spätestens wenn man den Film "Die Bucht" gesehen hat. Mit Speeren und Messern auf die zusammengepferchten Delfine einstechen, Pfropfen in die Atmungslöcher, die Todesschreie der Tiere und Tierbabies: Der süße Flipper, wer kann nur so grausam sein.

Ein Herz für Delfine, das fällt uns nicht schwer, sind sie doch so elegante, schöne, immer lächende und spaßige Tiere. Doch ansonsten sind sie keine Übertiere, die aus allen anderen Tierarten herausragen. Auch andere Tiere erkennen sich im Spiegel: Elefanten, Schimpansen, sogar Elstern. Auch andere Tiere benutzen Werkzeuge, lösen Rätsel. Auch ein Schwein, und das will man in unserer grillenden Nation nun gar nicht gerne hören, ist weit unterschätzt, äußerst intelligent, neugierig, weiß um sein Ich, ist mitfühlend und erkennt seinen Namen.

Auch die deutschen Zucht- und Schlachthäuser schotten sich vor der Öffentlichkeit ab, so wie die japanische Bucht, und auch dort geht es grausam zu. "Rund 500.000 Schweine werden in Deutschland pro Jahr lebend gesiedet.“ Arme Delfinbabies? Auch ein Spanferkel ist ein Baby.

Aber wie kann man es wagen, an dem Satz "du dummes Schwein" zu rütteln und diese vermeintlich so schmutzigen Tiere mit diesen wunderbaren Delfinen gleichzusetzen. Schweine können nicht so tolle Sprünge durch Reifen machen. Es ist bequemer, andere Nationen und Rituale zu verurteilen, die Wal- und Delfinfang genehmigen, solange man in Delfinarien eine gute Show sehen und vor den eigenen Schlachthäusern die Augen verschließen kann.

Wie ist es denn nun mit den Persönlichkeitsrechten von Tieren? Der Vorstoß von Indien ist beispiellos und inspirierend. Aber wo fängt eine Person an, wo hört sie auf? Wer steht über wem und warum? Wäre ein Demeter Delfin oder ein zu Tode gestreichelter Bio Orca auf dem Teller eigentlich ok? Eins ist klar: Die japanischen Fischer und Indiens Delfinrechte konfrontieren uns mit uns selbst. Unseren Urteilen, Vorurteilen, Gewohnheiten, Rechten und Pflichten und unserer eigenen gespaltenen Persönlichkeit.

Leserkommentare
von 123recht.de am 22.04.2015 09:48:02# 1
US-Gericht: Menschenrechte für Schimpansen: <a class="textlink" rel="nofollow" href="http://www.bild.de/news/ausland/schimpanse/menschenrechte-fuer-schimpansen-40636446.bild.html" target="_blank">http://www.bild.de/news/ausland/schimpanse/menschenrechte-fuer-schimpansen-40636446.bild.html</a>
    
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