Bankräuber & Anwalt verfolgen Polizei

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Von Dr. jur. von Campe

Neumünster-Schleswig.Nach einer Verhandlung in dem Amtsgericht Schleswig, an dem der Bankräuber a. D. Epmal N. und der Rechtsanwalt Jürgen M.teilgenommen hatten, gab es ein Problem mit dem KFZ des aus Nienburg an der Weser angereisten Anwalts. Der Bankräuber a. D.entschloss sich kurzerhand, den Herrn Rechtsanwalt mit seinem Bankräuber-Dienstwagen nach Hause zu bringen.

Das war Donnerstag, den. 17. 02. 2005. gegen 13:00 Uhr.

Auf der Autobahn A7 gab es zu dieser Zeit eine intensive Kontrolle von LKWs durch BGS, BAG und Zoll.

Während das Duo aus Bankräuber und Anwalt an der Raststätte Aalbeck vorbei fuhr, zog sich der Bankräuber a. D. seine Schweißermütze mit Sehschlitz über den Kopf und witzelte über die Kontrolle, während Anwalt M. mit seinem Anwaltsausweis wedelte und meinte : "Ich hau dich raus".

Kurz nach dieser Geschichte, die Mütze war wieder verstaut, überholte ein Funkstreifenwagen der Polizei und setzte sich davor, während ein besetzter Polizei-Mannschaftswagen sich hinter den getarnten Bankräuberwagen setzte.Und prompt geschah das, was kurze Zeit vorher noch ins Lächerliche gezogen wurde. Die Lampe auf dem Polizeiwagen ging an. Klare Anweisung : "Bitte Folgen"!

Wieder kurze Zeit später setzte der Polizeiwagen den Blinker, um die Autobahn zu verlassen. An dieser Stelle darf nicht beschrieben werden, was nun im Bankräuber-PKW besprochen wurde, was alles im Argen lag.Der Funkstreifenwagen verliess die Autobahn, der Bankräuber-Einsatzwagen dahinter und danach der vollbesetzte Polizei-Mannschaftswagen.

Oben angekommen gab es keine Möglichkeit zum Parken. Der Polizeiwagen gab die Marschrichtung vor - LINKS ABBIEGEN.Der Streifenwagen, der Bankräuber-Wagen, der voll besetzte Mannschaftswagen. An der nächsten Ampel auf der Autobahnbrücke gab es noch immer keine Möglichkeit zum Parken, daher erschien es nur logisch, dass der Streifenwagen nunmehr rechts blinkte. Aber, er fuhr ja wieder auf die Autobahn, in Richtung Schleswig-Flensburg. Während dieses Abbiegevorgangs überholte nun der voll besetzte Polizei-Mannschaftswagen und scherte vor dem Bankräuberwagen ein, fuhr auf den Seitenstreifen und hielt dort mit quietschenden Reifen.Der Funkstreifenwagen fuhr weiter und erhöhte die Geschwindigkeit erheblich, als er auf der A7 war.

In dem bestehenden Tempo war es kaum möglich, der Aufforderung "Bitte folgen" nachzukommen.

Vor der nächsten Abfahrt war dann zu sehen, dass dieser Streifenwagen sich nun oben auf der Brücke befand und sich wieder in den Verkehr Richtung Hamburg einordnete.Bankräuber a. D. und Anwalt im Dienstwagen hinterher.

Die Sache erschien nun doch langsam etwas seltsam. Daher wurde die Raststätte Aalbeck angesteuert. Eine kontrollierende Polizeibeamtin wurde nunmehr befragt, ob sie einen flüchtenden Polizeiwagen gesehen habe. Man sei Bankräuber a. D. und komme von einer Gerichtsverhandlung aus Schleswig und wolle nun in Gegenwart des mitfahrenden Rechtsanwalts ein umfangreiches Geständnis ablegen, nachdem der Streifenwagen die Lampe mit der Aufschrift "Bitte folgen" angemacht habe.

Die Beamtin erklärte, dass in dem Wagen der Einsatzleiter unterwegs sei, um die verschiedenen Kontrollpunkte zu überwachen. Sie meinte, mit einem freundlichen Lächeln, es müsse sich um ein Versehen handeln, aber sie wolle es über Funk durchgeben. Sagte es und griff zum Funkgerät, während Bankräuber a. D. und Anwalt Richtung Hamburg entschwanden.

Aber in Sichtweite der nächsten Abfahrt war zu erkennen, dass der gesuchte Polizei-Einsatzwagen nunmehr wieder auf der anderen Seite entgegen kam. Der Fahrer erkannte den Wagen auch sogleich, schaltete sein Blaulicht kurz ein und winkte freundlich dem flüchtenden Duo zu.

Offenbar doch nur eineFehlbedienung des Schalters mit der Aufschrift "Bitte folgen".

Wenn es nach den Akten der führenden Staatsanwaltschaft aus Flensburg geht, sieht der Fall anders aus.Wenn dort der Fall bekannt wird, steht in den Akten nachher wieder:Bankräuber a. D. schlug Polizei in die Flucht.

Dennin einem früheren Verfahren erkannte die führendeStaatsanwältin in ihrer unermesslichen Weisheit, dass der Beschuldigte Bankräuber a. D. es offenbar zu seinem Hobby mache, Behörden aller Art mit Extravaganzen die Arbeit zu erschweren und in keinster Weise kooperativ sei.Gut, dass es führende Staatsanwälte gibt, die der Polizei, die jeden Tag vor Ort die Drecksarbeit macht, das Handwerk erklären.

In diesem Sinne schmunzelnde Grüsse

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