Vertrag abgeschlossen durch Verstorbene

3. April 2013 Thema abonnieren
 Von 
Albertville
Status:
Frischling
(17 Beiträge, 0x hilfreich)
Vertrag abgeschlossen durch Verstorbene

Hallo Foris,

meine Mutter ist vergangenes Jahr leider verstorben. Ich als einziges Kind bin Alleinerbin.
Ende Februar bekam ich eine schriftlichtliche Mahnung, auf Adresse und Namen meiner Mutter, von 1&1 Mail&Media GmbH (Rechtsnachfolgerin von GMX), sie hätte einen Dienstleistungsvertrag in Höhe von knapp 30 Euro abgeschlossen. Passiert soll das sein Anfang Januar.
Da war sie aber bereits ein Vierteljahr tot. Ich habe sofort an 1&1 geschrieben, daß meine Mutter bereits vor einiger Zeit verstorben ist. Als Antwort bekam ich, aus Datenschutzgründen könne nur der Accountinhaber oder von ihm Bevollmächtigte Auskunft etc. erhalten und ich brauche ihre Unterschrift.
Daraufhin schrieb ich zurück, es ist bestimmt der Aufmerksamkeit entgangen, aber meine Mutter ist verstorben(!), was es schwer macht, ihre Unterschrift zu bekommen. Eine Sterbeurkunde würde ich auf Wunsch gerne zuschicken. Auf diese Mail bekam ich keine Antwort mehr.
Damit habe ich die Sache endgültig als erledigt betrachtet.

Letzten Samstag kam ein Schreiben vom Bayrischen Inkasso Dienst, wieder an meine Mutter gerichtet. Jetzt waren es schon zwei Rechnungen: eine 29,94€ und eine in Höhe von 5€, datiert auf Februar. Dazu Inkassogebühren.
Heute habe ich dem per Fax widersprochen, ein Brief folgt per Einschreiben.

Ein Passwort zu diesem Account hat sie nicht hinterlassen. Es stimmt, sie hatte bei gmx einen kostenfreies E-Mail-Konto (für Onlinebestellungen bei Katalogen usw.), aber es sehr selten benutzt. Sie war längere Zeit todkrank, führte ihre Zahlungsverpflichtungen peinlich genau für mich auf und auch auf den Kontoauszügen taucht keine Überweisung an gmx oder 1&1 auf. Damit ist ausgeschlossen, daß sie noch zu Lebzeiten einen Vetrag abgeschlossen hat. Es hätte mich auch sehr gewundert, denn sie hatte keinen Internetanschluss (nur einen Stick) und seit April 2012 nicht mal mehr einen Laptop/Computer.

Ich kann mir nicht erklären, wie jemand an das Passwort gelangt sein sollte und auf den Namen meiner toten Mutter einen Vertrag abgeschlossen hat. Mein erster Gedanke war, bei der Polizei Strafanzeige gegen Unbekannt zu stellen.

Jetzt habe ich aber ein bißchen gegoogelt - wurde im Freundeskreis auf diverse Betrugsmaschen im Internet hingewiesen - und 1&1 sowie dieses Inkassounternehmen scheinen keine unbeschriebenen Blätter zu sein, obwohl 1&1 doch ein bekanntes und, so dachte ich, seriöses Unternehmen ist.

Wie beurteilt Ihr den rechtlichen Sachverhalt?
Was würdet Ihr an meiner Stelle tun?

LG
albertville


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8 Antworten
Sortierung:
#1
 Von 
mepeisen
Status:
Unsterblich
(24959 Beiträge, 16164x hilfreich)

Ich empfehle bei der Polizei Strafanzeige wegen Betrugs. Da dürfte wohl jemand mit den Daten deiner Mutter hausieren gegangen sein.
Massenabwicklung gerät immer irgendwann auch ins Zwielicht, weil zwielichte Typen mit Daten aus Adressdatenbanken o.ä. Leistungen erschleichen. Ist deswegen das Unternehmen selbst unseriös? Das, was bei den Postfächern oder dem Club uneriös ist, ist eher die Masche, wie man dort versehentlich Abos untergeschoben bekommt (nach wie vor).

Ansonsten hast du bereits alles getan. Ich würde alles, was da kommt, ignorieren und einfach nur abheften. Kommt ein gerichtlicher Mahnbescheid, dem widersprechen. Sollten sie wirklich vor Gericht ziehen und klagen, direkt am gleichen Tag zu einem Anwalt.
Du hast den Vertragsschluss bereits abgestritten und es gibt einen verdammt guten Grund, den Vertragsschluss anzuzweifeln. Dagegen muss man erst mal seitens 1und1 Argumentieren und Beweise vorlegen können...

Da du kein Passwort hast und somit auch nach ihrem Tod selbst sowieso niemals darauf zugegriffen hast auf den Account, kannst du es genausowenig gewesen sein. Aber selbst das müssten sie dir nachweisen.


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"Meine Beiträge stellen keine Rechtsberatung dar. Sicherheit gibts nur beim Anwalt."

-- Editiert mepeisen am 03.04.2013 17:51

1x Hilfreiche Antwort

#2
 Von 
radfahrer999
Status:
Unparteiischer
(9031 Beiträge, 4876x hilfreich)

quote:
von Albertville am 03.04.2013 16:36

Wie beurteilt Ihr den rechtlichen Sachverhalt?

Naja, das klingt jetzt etwas pietätlos, aber tote Menschen schließen keinen Vertrag ab, weil sie die Eigenschaft haben tot zu sein. Derjenige der sich auf den Vertrag beruft muss ihn beweisen. Wurde der Vertrag aber zu Lebzeiten geschlossen, erben die Erben die Verpflichtung den Vertrag zu erfüllen.

quote:
von Albertville am 03.04.2013 16:36

Was würdet Ihr an meiner Stelle tun?

- Ausharren der Dinge die da kommen mögen und einem Mahnbescheid vollumfänglich widersprechen.
- Post ungeöffnet mit dem Vermerk "Empf- verstorben" zurück an den Absender
- Nix
Du hast die Wahl..

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"Wenn die rote Kontrollscheibe im Sichtfenster sichtbar ist, dann ist die Parkzeit überschritten."

0x Hilfreiche Antwort

#3
 Von 
Tinnitus
Status:
Lehrling
(1417 Beiträge, 649x hilfreich)

Wieder ein Hinweis auf vorsätzlich betrügerisches Vorgehen bei GMX. Bei diesem eindeutigen Umstand würde ich wirklich Strafanzeige erstatten. Geht auch online vom Sofa aus!

Ansonsten die Hinweise vorstehend befolgen!


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0x Hilfreiche Antwort

#4
 Von 
Harry van Sell
Status:
Unbeschreiblich
(119348 Beiträge, 39713x hilfreich)

Ich würde Strafanzeige erstatten.

Die Bestätigung der Strafanzeige mit Aktenzeichen würde ich kopieren und zusammen mit einer Kopie der Sterbeurkunde und einem höflichen aber bestimmten Schreiben an das Inkasso senden.



quote:
Damit ist ausgeschlossen, daß sie noch zu Lebzeiten einen Vetrag abgeschlossen hat.

Das ist nach derzeitigem Sachverhalt natürlich vollkommen falsch, da Du ja selbst ausgeführt hast:
quote:
Es stimmt, sie hatte bei gmx einen kostenfreies E-Mail-Konto (für Onlinebestellungen bei Katalogen usw.), aber es sehr selten benutzt.

Oder wer war der Vertragspartner/Inhaber des GMX E-Mail-Kontos?





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"Die Beiträge stellen ausschließlich meine persönliche Meinung/Interpretation dar !

"

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#5
 Von 
Albertville
Status:
Frischling
(17 Beiträge, 0x hilfreich)

Danke für die bisherigen Antworten.

Sorry, Harry van Sell, da habe ich mich unglücklich ausgedrückt.

quote:
Das ist nach derzeitigem Sachverhalt natürlich vollkommen falsch, da Du ja selbst ausgeführt hast

Ich meinte damit, bei diesem Account handelte es sich um einen definitiv kostenlosen, wie man ihn bei diversen Anbietern anlegen kann. Ich habe anhand der Unterlagen und Kontoauszügeüberprüfen wollen, ob das vielleicht eine Art Vertragsverlängerung wäre, war es aber nicht...was mich auch sehr gewundert hätte, denn sie hatte mit Internet nie viel am Hut und war mit ihren Unterlagen, wie gesagt, äußerst penibel und gewissenhaft.

quote:
Oder wer war der Vertragspartner/Inhaber des GMX E-Mail-Kontos?


Die Rechnung und der Brief vom Inkasso lauteten auf den Namen und die Anschrift meiner Mutter. Ich nehme an, sie hat sich mit diesen Daten angemeldet. Ich selbst habe ja keinen Zugang zu diesem Konto und GMX bzw. 1&1 hat sich auf den Datenschutz berufen.


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0x Hilfreiche Antwort

#6
 Von 
3,141592653
Status:
Lehrling
(1802 Beiträge, 998x hilfreich)

quote:
Das ist nach derzeitigem Sachverhalt natürlich vollkommen falsch, da Du ja selbst ausgeführt hast:

Das ist falsch, denn wie oben angefüht hatte die Mutter schon seit 2012 keinen PC/Laptop mehr, konnte somit nicht ins Internet.
Wenn der Vertrag nicht schon länger besteht (was er ja wie oben angegeben auch nicht tut), ist das ein Ding der Ünmöglichkeit.

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"Meine Beiträge stellen nur meine Sicht der Dinge dar, keine Rechtsberatung. Alle Angaben ohne Gewähr"

0x Hilfreiche Antwort

#7
 Von 
Albertville
Status:
Frischling
(17 Beiträge, 0x hilfreich)

quote:
Wenn der Vertrag nicht schon länger besteht (was er ja wie oben angegeben auch nicht tut), ist das ein Ding der Ünmöglichkeit.


Es tut mir leid, daß es da ein Mißverständnis gibt.
Dieses Wegschmeißpostfach bei gmx besteht schon seit ungefähr 2. Halbjahr 2009 oder frühes 2010.
Meine Mama machte diverse verschiedene Chemos, von denen einige noch brandneu waren. Ich habe ihr geraten, sich wegen Erfahrungsaustausch und Infos doch im Forum von krebs-kompass anzumelden, was sie auch getan hat...mit dieser gmx-Mailaddy. Nach nicht mal zehn Beiträgen dort hat sie verkündet, so ein Forenleben ist nichts für sie und lesen könne sie dort, auch ohne angemeldet zu sein. Leider ist die Brustkrebssparte bei krebs-kompass zu umfangreich, so daß ich ihre paar Beiträge nicht finden kann, um den Zeitraum näher einzugrenzen.
Dann wurde die Mailadresse meines Wissens nur mehr für Onlinebestellungen und zwei Newsletter benutzt oder für Grüße aus dem Urlaub.
Vor einem Jahr dann ging der Laptop kaputt, einen neuen wollte sie nicht mehr. Gesundheitlich ging es ihr da schon schlechter. Seit Anfang Juli hat sie keine Tastatur (auch keine fremde) mehr berührt. Sie war da bereits pflegebedürftig.

Ich dachte auch, daß sich solche "Wegschmeißadressen" irgendwann auf inaktiv geschaltet werden, wenn sich längere Zeit niemand einloggt (mir ging es selbst mal so). Bis jetzt bleibt gmx die Antwort schuldig, um welche Art Dienstleistungsvertrag es sich überhaupt handelt, nur zwei Beträge werden in Rechnung gestellt: 29,94€ und 5€, datiert zum 07.01. und zum 21.2., das steht in dem Brief vom Inkassodienst.

Ich weiß nicht, hab die halbe Nacht wach gelegen, auf welcher Seite ich den Betrug suchen soll:
a) bei jemandem, der ihr Passwort hat und nun fröhlich...aber mir fällt da niemand ein, meine Ma war in solchen Angelegenheiten mehr als mißtraurisch
oder b)
bei gmx bzw. 1&1, aber so ein riesiges Unternehmen würde sich doch nicht zu solchen Praktiken herablassen, oder?
Echt geärgert hat mich das Kommunikationsverhalten von 1&1.
Hoffe, daß die sich jetzt sehr zeitnah äußern, sonst bleibt nur mehr der Weg einer Anzeige.


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#8
 Von 
mepeisen
Status:
Unsterblich
(24959 Beiträge, 16164x hilfreich)

Es braucht dich auch nicht zu interessieren, wo der Betrug zu suchen ist. Erstatte halt Anzeige gegen unbekannt. Entweder ist der Vertrag frei erfunden oder ein dritter hat dort die persönlichen Daten deiner Mutter benutzt (beispielsweise aus dem Telefonbuch). Vielleicht ist es auch gar nicht das Postfach dieiner Mutter sondern ein ganz anderes...

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