Hallo zusammen,
ich habe eine Frage zur Scheinselbstständigkeit und ich hoffe jemand von euch kann mir mit ein paar Tipps zu der Problematik helfen.
Eine kurze Zusammenfassung der Lage:
Nach fast zweijähriger Suche habe ich ein Unternehmen gefunden, dass mich als Mediengestalterin beschäftigen will (ich bin Berufsanfängerin).
Da das Unternehmen noch sehr klein ist, können sie mir jedoch noch keine feste Anstellung anbieten, deshalb wären sie bereit, mich zunächst als freie Mitarbeiterin zu beschäftigen. Nun haben wir allerdings das Problem, dass das als Scheinselbstständigkeit durchgehen könnte, weil ich auch nirgendwo anders arbeite und das könnte ja für beide Seiten teuer werden.
Daher nun meine Frage, wie wir das vermeiden könnten, ohne dass das ganze illegale Züge annimmt. Beim Bewerbungsgespräch wussten wir auch nicht alle, wie man sich diesbezüglich verhalten könnte, daher wurde ich beauftragt, das in Erfahrung zu bringen. Ich habe auch schon meine Betreuerin beim Arbeitsamt gefragt und die konnte mir auch nicht helfen.
Kann man irgendwelche Formulierungen im Vertrag nutzen oder muss ich vielleicht irgendetwas beantragen?
Da ich Rollstuhlfarherin bin, war es für mich in der Vergangenheit sowieso schwer Arbeit zu finden - Auch in anderen Bereichen. Außerdem möchte ich natürlich am liebsten in dem Beruf arbeiten, den ich auch gelernt habe. Daher ist sicher verständlich, dass es schade wäre, wenn das Ganze scheitert.
Hat irgendjemand Erfahrungen damit?
Danke schon einmal
-- Editier von MissVerständnis90 am 12.07.2017 16:12
Scheinselbstständigkeit vermeiden
Arbeitsrechtlicher Notfall?
Arbeitsrechtlicher Notfall?
Nun haben wir allerdings das Problem, dass das als Scheinselbstständigkeit durchgehen könnte, weil ich auch nirgendwo anders arbeite und das könnte ja für beide Seiten teuer werden. Das wird sich dann wohl nicht vermeiden lassen, wenn Sie keinen weiteren Auftraggeber haben. Ist Ihnen übrigens klar, welche irre Summe Sie allein an Krankenversicherung zu zahlen haben, wenn Sie sich auf das "Selbständigkeits-Modell" einlassen?
Na ja, ich mach sowas nicht an der Anzahl der Aufträge fest. Ansonsten wäre ja jeder Rechtsanwalt (Berufsanfänger) scheinselbständig, wenn er nur einen Mandanten hätte. Jeder Grafiker, einfach jeder, der in sein Berufsleben einsteigt u.s.w.
Nur, es ist doch ein Ammenmärchen, dass Selbstständigkeit preiswerter für den Arbeitgeber ist als eine feste Anstellung. Wenn Du dort als Selbständige arbeiten willst, dann geht es ja nicht nur um Krankenkassenbeiträge. Es geht darum, dass Du ein Gewerbe anmelden musst, beim Gewerbeamt und beim Finanzamt, dass Du entsprechend Steuern zahlen musst, alle Versicherungen selbst tragen u.s.w. Und, der Auftraggeber erteilt Dir dann von Fall zu Fall eben einen Auftrag, Du kalkulierst sauber, schreibst dann Rechnungen. So könnte es laufen. Und, Du solltest dann zusehen, dass Du noch andere Kunden aquirierst. Sonst wird das nichts.
Ich gehe mal davon aus, dass Du bei der Firma nicht ganztags arbeiten kannst, einfach weil nicht genug Arbeit da ist. Dann gäbe es die für beide Seiten günstige Situation des Midi-Jobs. Die Verdienstspanne liegt dann bei 450,01 € bis 850 € im Monat. In dieser Gehaltsspanne sind die Sozialabgaben geringer als im "normalen" Job und Du bist - wenn auch auf niedrigem Niveau - sozial abgesichert.
Aber ganz ehrlich, wenn ein potentieller Arbeitgeber dieses elementare Grundwissen nicht mal hat, wie will der ein Unternehmen führen? Sichere Dich ab, denn das wird nicht ewig gut gehen.
wirdwerden
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Das typische Problem mit Start-Ups: Kein Geld und keine Ahnung, oder alternativ Geld und Ahnung aber man gibt sich ahnungslos um die berühmte Startup-Atmosphäre zu schaffen (viel Stress und lange Nächte für die Mitarbeiter bei stark reduzierten finanziellen Erwartungen, reich wird dabei nur der Gründer).
Das wesentliche hat wirdwerden bereits geschrieben, hier noch meine Gedanken:
- Du benötigst mehr als einen Auftraggeber - siehst Du irgendeine realistische Chance das aufzubauen?
- Du benötigst einen konkreten Anhaltspunkt bzw eine Zusage mit welcher Auslastung Du seitens des ersten Auftraggebers rechnen kannst. Wenn plötzlich mehrere Monate ohne Aufträge oder mit niedriger Auslastung kommen wird es kompliziert.
- Du musst wirklich sauber und kostendeckend kalkulieren, d.h. der Stundensatz für Deinen Auftraggeber wird locker beim dreifachen Deines Brutto-Stundenlohns als Berufseinsteiger liegen, sonst verdienst Du nichts bzw machst Verluste. Du brauchst eine Krankenversicherung, eine Rentenversicherung, eine Betriebshaftpflicht, einen Steuerberater, usw usw. Und musst Rücklagen für auftragsarme Zeiten bilden. Und natürlich noch Geld für Deinen Lebensunterhalt entnehmen können.
Scheitern kann es nicht nur wenn Du die aktuelle Chance gar nicht nutzen kannst. Die größte und wahrscheinlichste Chance des Scheiterns ist, wenn Du in einem Jahr erkennst dass es finanziell eben nicht läuft und Du erhebliche Verluste tragen musstest. Der Gewinner ist in diesem Fall Dein Auftraggeber, denn der trägt Null Risiko. Und gehe davon aus dass man dort nicht bereit sein wird vernünftige Stundensätze zu akzeptieren, sondern man vermutlich maximal das investieren möchte was ein festangestellter Teilzeit-MA gekostet hätte. Das wird Dir aber nicht reichen!ZitatAußerdem möchte ich natürlich am liebsten in dem Beruf arbeiten, den ich auch gelernt habe. Daher ist sicher verständlich, dass es schade wäre, wenn das Ganze scheitert. :
Wäre doch schade wenn der Ausflug in die Selbständigkeit bei der Schuldnerberatung endet...
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