Wie geht es mit meinem 15-jährigen Cousin weiter? (Randale, grobe Behandlung durch Polizist)

23. Mai 2016 Thema abonnieren
 Von 
KleineStudentinMitBrille
Status:
Frischling
(10 Beiträge, 0x hilfreich)
Wie geht es mit meinem 15-jährigen Cousin weiter? (Randale, grobe Behandlung durch Polizist)

Mein mir sehr am Herzen liegender Cousin, der in zwei Monaten 16 wird, lebt in einer betreuten Wohngruppe statt bei seiner Mutter. (In der Wohngruppe lebt er seit einem halben Jahr, da seine alleinerziehende Mutter spielsüchtig ist, er anfing Gras und Zigaretten zu rauchen und die beiden nicht mehr miteinander klarkamen. Jetzt ist die Beziehung besser, er besucht sie häufig.)
Dort hat er eigentlich nur nach Absprache Ausgang, hielt sich in der Tatnacht aber dennoch draußen auf. Nun wurde nachts um halb 1 seine Mutter angerufen: Er wurde mit ein paar anderen Jugendlichen von der Polizei aufgegriffen. Sie hätten an einem Flussufer an einem Boot randaliert und die Fenster zerschlagen. Der Cousin - ich nenne ihn mal Niklas - sagte seiner Mutter, er habe nicht randaliert, die Fenster seien schon kaputt gewesen.
Er wurde wie die anderen Jungen von dem Polizisten, der das Randalieren selbst nicht sah, sondern nur hörte, wie die Jugendlichen Fremden laut "hallo" zuriefen und lachten, durchsuchte alle. Niklas hatte ein normales Taschenmesser und einen Crusher dabei (eine Art Mühle, in der man Haschisch zermahlt). Im Crusher wurden auch Spuren von Gras gefunden. Der Crusher wurde konfisziert; ob das Taschenmesser auch konfisziert wurde, weiß ich nicht.
Der Polizist sei dabei ruppig mit den Jungen umgegangen und habe sie "ihr Stricher" genannt. Als einer der Jugendlichen sagte, dass er das nicht tun könne, habe der Polizist "dann zeig mich doch an" gesagt.
Später kamen mehr Polizisten dazu und die Mutter eines anderen Jungen fuhr Niklas nach Hause (zu seiner Mutter, nicht in die betreute Wohngruppe).
Niklas' Mutter hat nun Angst vor den Folgen, zumal Niklas nach dem Abschluss der mittleren Reife eigentlich gern selbst in den Polizeidienst möchte, für den man ja keine Vorstrafen haben darf, richtig?
Ich bitte nun um eine allgemeine Einschätzung der Situation und habe auch mehrere konkrete Fragen:
1. Trifft Niklas' Mutter oder den Betreuer der Wohngruppe irgendeine Verantwortung?
2. Hat Niklas sich durch den Besitz des Crushers, in dem Grasspuren zu finden waren, und das Tragen des Taschenmessers strafbar gemacht?
3. Ich finde die Behandlung und vor allem die Wortwahl des Polizisten nicht gerechtfertigt (und glaube Niklas absolut, dass er sich das nicht ausdenken würde). Kann man da irgendetwas tun? Wenn das ohne Konsequenzen verpuffen würde, würde sich Niklas' Abneigung und Frust gegenüber Autoritäten sicher verstärken.
4. Persönlich denke ich, dass Niklas mitrandaliert hat, auch wenn er es im Moment noch abstreitet. Was kann ihm als 15-Jährigen nun passieren, wenn er für schuldig gesprochen wird?
5. Wie läuft das Verfahren überhaupt ab? Wird es eine Anhörung geben, einen Richter? Werden die Jungen einzeln aussagen müssen? Wird es rein um die Zerstörung des Eigentums gehen oder spielen Taschenmesser und Crusher eine Rolle? Und wird man auch Vergangenes hervorkramen? Niklas hat oft mit Freunden Gras und Nikotin geraucht, bevor er vom Gymnasium auf die Realschule wechselte. Der Direktion des Gymnasiums ist das bekannt. Außerdem schwänzt er öfter die Schule.

Ich liebe meinen Cousin über alles und möchte ihn beschützen, während ich gleichzeitig will, dass er die Konsequenzen seines Fehlverhaltens tragen muss. Ich freue mich über jegliche Anmerkung zu einem der Punkte, oder einfach allgemeine!
Danke.

-- Editier von KleineStudentinMitBrille am 23.05.2016 22:44

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10 Antworten
Sortierung:
#1
 Von 
KleineStudentinMitBrille
Status:
Frischling
(10 Beiträge, 0x hilfreich)

Es kam immer noch kein Brief von der Polizei o.ä. - kann man nun damit rechnen, dass wohl nichts mehr kommt?

Würde mich über Antworten wirklich sehr freuen... :)

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#2
 Von 
-Laie-
Status:
Weiser
(17027 Beiträge, 5900x hilfreich)

Nein, man kann jetzt noch nicht davon ausgehen, dass nichts mehr kommen wird. Wenn jemand in den Polizeidienst eintreten möchte, dann sollte er von solchem Unsinn Abstand nehmen. Drogenkonsum und Vorstrafen machen sich nicht gut bei der Bewerbung. Ich finde es auch schlimm, dass alle denken, dass die Polizei "Verbrecher" mit Samthandschuhen anfassen muss. Ob sich dein Cousin da etwas ausgedacht hat oder nicht, das weiß nur er selbst. Andere beschuldigen um von den eigenen Taten abzulenken wäre nun wirklich nichts Neues. Mit 15 kommt aber natürlich noch Jugendstrafrecht zur Anwendung. Sorgen machen sollte sich dein Cousin auf alle Fälle noch.

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#3
 Von 
guest-12331.10.2017 22:18:45
Status:
Praktikant
(696 Beiträge, 309x hilfreich)

Zitat (von KleineStudentinMitBrille):
3. Ich finde die Behandlung und vor allem die Wortwahl des Polizisten nicht gerechtfertigt (und glaube Niklas absolut, dass er sich das nicht ausdenken würde). Kann man da irgendetwas tun? Wenn das ohne Konsequenzen verpuffen würde, würde sich Niklas' Abneigung und Frust gegenüber Autoritäten sicher verstärken.


Wunderbare Voraussetzungen für die Einstellung in den Polizeidienst.

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#4
 Von 
muemmel
Status:
Unbeschreiblich
(32921 Beiträge, 17283x hilfreich)

Die dürfte sich ja ohnehin erledigt haben - selbst wenn kein Urteil fällt, sondern die Sache z. B. nach § 45 JGG gegen eine Auflage (meist Sozialstunden) eingestellt wird, steht das im Erziehungsregister. Und INPOL (Polizeidatei) wird bei Bewerbern für den Polizeidienst auch gecheckt. Insofern wird man über die charakterliche Eignung für den Polizeidienst gar nicht mehr diskutieren müssen...
Wie läuft das Verfahren überhaupt ab? Wird es eine Anhörung geben, einen Richter? Werden die Jungen einzeln aussagen müssen? Wie erwähnt, kann auch ein Jugendstrafverfahren gegen Auflagen eingestellt werden - dann entfällt die Verhandlung. Ansonsten gibt es definitiv eine - mitsamt Richter und Staatsanwalt. Freilich muß da keiner aussagen - jeder Beschuldigte, auch wenn er minderjährig ist, darf sich in Schweigen hüllen...

Signatur:

Bei nur einer Ratte im Zimmer handelt es sich nicht um einen Reisemangel ( Amtsgericht Köln).

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#5
 Von 
KleineStudentinMitBrille
Status:
Frischling
(10 Beiträge, 0x hilfreich)

Danke für eure Antworten. Ich bin eigentlich sogar erleichtert, dass noch etwas kommen könnte - ich will nicht, dass sein Verhalten ganz ohne Konsequenzen bleibt und hoffe, dass er immerhin Sozialstunden o.ä. ableisten muss. Oder dass es ihm einen gehörigen Schrecken einjagt, vor dem Richter stehen zu müssen.
Dass das mit dem Polizeidienst für ihn wahrscheinlich nichts wird, dachte ich mir, aber ich bin froh, dass er wenigstens eine Perspektive und ein Ziel für die Zukunft hat - eine intrinsische Motivation, einen guten Schulabschluss zu machen. Deswegen halte ich es für kontraproduktiv, ihm den Plan auszureden. Wenn er sich später mal bewirbt und es dann nicht klappt, ist es eben so. Aber ja, ich stimme euch zu, dass er keine guten Voraussetzungen hat.

Zitat (von micbu):
Ich finde es auch schlimm, dass alle denken, dass die Polizei "Verbrecher" mit Samthandschuhen anfassen muss.


Von Samthandschuhen rede ich gar nicht - ich rede davon, dass man einen Menschen eben wie einen Menschen behandelt. Und ich bin der Meinung, dass dazu auch gehört, niemanden zu beleidigen. Bin ja auch völlig damit einverstanden, dass der Polizist seine Arbeit gemacht hat, aber das geht auch ohne die grobe Behandlung.
Wenn Niklas das bei der Verhandlung erwähnt (gleichzeitig aber auch seine eigenen Taten zugibt und Reue zeigt), würde das eher gegen ihn sprechen? Anscheinend vermittelt es hier ja den Eindruck, als wolle er damit nur von eigenen Taten ablenken. Aber ich fände es schlimm, wenn man Ungerechtigkeiten, die einem geschehen sind, nicht ansprechen darf, weil man selbst etwas getan hat.

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#6
 Von 
!!Streetworker!!
Status:
Unbeschreiblich
(30226 Beiträge, 9523x hilfreich)

Zitat:
ich rede davon, dass man einen Menschen eben wie einen Menschen behandelt. Und ich bin der Meinung, dass dazu auch gehört, niemanden zu beleidigen. Bin ja auch völlig damit einverstanden, dass der Polizist seine Arbeit gemacht hat, aber das geht auch ohne die grobe Behandlung.


Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man als 15jähriger randalierender Teenager -zumal im Gruppenverbund- der Polizei in sochen Situationen oftmals auch nicht gerade mit formvollendeter Höflichkeit und einem Höchstmaß an Respekt begegnet... um es mal etwas blumig auszudrücken.

Einfacher gesagt: In solchen Situation möchte oft jeder cooler sein als der andere und wer "den Bullen" am Ende den "fiesesten Spruch vor den Latz geknallt hat" hat gewonnen.

Und in solchen Fällen kommen dann eben auch mal entsprechende "Kaliber" zurück.

Nun war ich zwar nicht dabei und weiß nicht, wie es im konkreten Fall lief, aber die geschilderte Vartiante würde ich mal mit einer Wahrscheinlichkeit von wenigstens 75% bewerten.

1x Hilfreiche Antwort

#7
 Von 
muemmel
Status:
Unbeschreiblich
(32921 Beiträge, 17283x hilfreich)

Wenn Niklas das bei der Verhandlung erwähnt (gleichzeitig aber auch seine eigenen Taten zugibt und Reue zeigt), würde das eher gegen ihn sprechen? Natürlich - seine Taten werden da verhandelt, nicht das Vorgehen der Polizei.

Signatur:

Bei nur einer Ratte im Zimmer handelt es sich nicht um einen Reisemangel ( Amtsgericht Köln).

1x Hilfreiche Antwort

#8
 Von 
KleineStudentinMitBrille
Status:
Frischling
(10 Beiträge, 0x hilfreich)

Danke euch allen, ich kann die Situation jetzt besser einschätzen! Neben der Enttäuschung über das Verhalten des Jungen ist auch die Ungewissheit, was einen erwartet, ziemlich zermürbend...


Zitat (von !!Streetworker!! ):

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man als 15jähriger randalierender Teenager -zumal im Gruppenverbund- der Polizei in sochen Situationen oftmals auch nicht gerade mit formvollendeter Höflichkeit und einem Höchstmaß an Respekt begegnet... um es mal etwas blumig auszudrücken.

Einfacher gesagt: In solchen Situation möchte oft jeder cooler sein als der andere und wer "den Bullen" am Ende den "fiesesten Spruch vor den Latz geknallt hat" hat gewonnen.

Und in solchen Fällen kommen dann eben auch mal entsprechende "Kaliber" zurück.

Nun war ich zwar nicht dabei und weiß nicht, wie es im konkreten Fall lief, aber die geschilderte Vartiante würde ich mal mit einer Wahrscheinlichkeit von wenigstens 75% bewerten.

Das ist natürlich möglich. Finde ich zwar immer noch nicht okay, aber ich sehe es dann eher ein. Ich hoffe nur, man lernt in der Polizeiausbildung aber eher Deeskalationsmethoden anstatt Feuer mit Feuer zu bekämpfen.

Zitat (von muemmel):
Wenn Niklas das bei der Verhandlung erwähnt (gleichzeitig aber auch seine eigenen Taten zugibt und Reue zeigt), würde das eher gegen ihn sprechen? Natürlich - seine Taten werden da verhandelt, nicht das Vorgehen der Polizei.

Verstehe. Danke.

0x Hilfreiche Antwort

#9
 Von 
!!Streetworker!!
Status:
Unbeschreiblich
(30226 Beiträge, 9523x hilfreich)

Zitat:
Ich hoffe nur, man lernt in der Polizeiausbildung aber eher Deeskalationsmethoden anstatt Feuer mit Feuer zu bekämpfen.


Diese Variante ist -je nach Gegenüber- durchaus deeskalierend, da man ein paar aufmüpfigen Teenagern damit gleich zeigt "wo der Bartel den Most holt" und "Aufruhr" im Keim erstickt, indem man von Anfang an klar macht, dass man sich so nicht behandeln lässt.

Mit Sprüchen wie "würden die jungen Herren es bitte unterlassen böse Worte an uns zu richten, da wir es nicht schön finden, derart angesprochen zu werden" beschwört man eher das Gegenteil herauf, näml. dass die Jungs sich erst recht ermuntert fühlen und es dann wirklich eskaliert - klingt komisch - ist aber so.

Aus dem selben Grund werden auch bei Wohnungsstürmungen die eigentlich Unbeteiligten (z.B: die Famillie des festzunehmenden Bösewichts) verbal relativ rauh angefasst, um jeden Gedanken an Gegenwehr im Keim zu ersticken. Und das ist auch für alle Beteiligten das sicherste.

0x Hilfreiche Antwort

#10
 Von 
KleineStudentinMitBrille
Status:
Frischling
(10 Beiträge, 0x hilfreich)

Zitat (von !!Streetworker!! ):
Zitat:Ich hoffe nur, man lernt in der Polizeiausbildung aber eher Deeskalationsmethoden anstatt Feuer mit Feuer zu bekämpfen.
Diese Variante ist -je nach Gegenüber- durchaus deeskalierend, da man ein paar aufmüpfigen Teenagern damit gleich zeigt "wo der Bartel den Most holt" und "Aufruhr" im Keim erstickt, indem man von Anfang an klar macht, dass man sich so nicht behandeln lässt.
Mit Sprüchen wie "würden die jungen Herren es bitte unterlassen böse Worte an uns zu richten, da wir es nicht schön finden, derart angesprochen zu werden" beschwört man eher das Gegenteil herauf, näml. dass die Jungs sich erst recht ermuntert fühlen und es dann wirklich eskaliert - klingt komisch - ist aber so.
Aus dem selben Grund werden auch bei Wohnungsstürmungen die eigentlich Unbeteiligten (z.B: die Famillie des festzunehmenden Bösewichts) verbal relativ rauh angefasst, um jeden Gedanken an Gegenwehr im Keim zu ersticken. Und das ist auch für alle Beteiligten das sicherste.


Okay, nachvollziehbar, auch wenn es in meinen Ohren furchtbar klingt. :( Gerade wenn Kinder/Jugendliche involviert sind, würde ich als Polizist trotzdem nie Worte wie "Stricher" in den Mund nehmen. Das ist doch... na ja, albern. Und nicht gerade ein gutes Beispiel.

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