Insolvenz bei der Nordcapital Bulkerflotte 1: MS E.R. Barcelona zahlungsunfähig

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Schon die Größe der Nordcapital Bulkerflotte 1 sollte ein Argument für eine sichere Geldanlage sein. Immerhin zählt die 2008 aufgelegte Bulkerflotte zu den größten Schiffsfonds in Deutschland. Doch die Größe bewahrte den Fonds nicht vor wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Inzwischen ist der erste Frachter aus der Flotte zahlungsunfähig. Das Amtsgericht Lüneburg hat am 11. April das vorläufige Insolvenzverfahren über die Gesellschaft der MS E.R. Barcelona eröffnet (Az.: 46 IN 33/16).

In bis zu zwölf Einschiffsgesellschaften sollte die Nordcapital Bulkerflotte investieren. So viele wurden es nicht. Aber immerhin acht Schiffe sind für den Fonds unter Fahrt – oder waren es bis zur Insolvenz der MS E.R. Barcelona. Probleme sind für die rund 5600 Anleger, die rund 174 Millionen US-Dollar in den Fonds investiert haben, nicht neu. Besonders die Insolvenz eines koreanischen Reeders, der den Großteil der Bulker gechartert hatte, traf die Fondsgesellschaft. So musste auch ein Sanierungskonzept umgesetzt werden, um die Nordcapital Bulkerflotte wieder in ruhigere Fahrwasser zu bringen. Dazu schossen die Anleger noch einmal ca. 20 Millionen US-Dollar frisches Kapital nach. Die Probleme konnten aber auch so nicht nachhaltig behoben werden. Etwa ein Jahr später geriet der Schiffsfonds wieder in Turbulenzen; am 9. September 2015 wurden die Anteile bei der Handelsplattform zweitmarkt.de nur noch zu einem Kurs von 1,5 Prozent notiert und nun ist die erste Schiffsgesellschaft insolvent.

Rechtliche Einschätzung der Kanzlei Kreutzer, München:

Die Tendenz zeigt bei der Nordcapital Bulkerflotte 1 ganz klar nach unten. Angesichts der anhaltenden Krise der Handelsschifffahrt ist auch nicht davon auszugehen, dass sich daran so schnell wieder etwas ändern wird. Dabei dürfte es von Anfang an Augenwischerei gewesen sein, wenn die Beteiligung an dem Fonds als sichere Geldanlage beworben wurde. Denn Schiffsfonds sind in aller Regel hoch spekulative Kapitalanlagen mit einem Totalverlust-Risiko für die Anleger. Hinzu kommt, dass schon bei der Auflage des Fonds im Jahr 2008 die Krise der Handelsschifffahrt absehbar war. Zahlreiche Anleger inzwischen insolventer Schiffsfonds können ein Lied davon singen.

Vermittelt wurde die Beteiligung an der Nordcapital Bulkerflotte 1 über die Deutsche Bank. Banken sind zu einer anleger- und objektgerechten Anlageberatung verpflichtet. Daher hätten die Anleger auch umfassend über die Risiken ihrer Kapitalanlage aufgeklärt werden müssen. Das ist aber oftmals nicht geschehen, so dass Schadensersatzansprüche wegen Falschberatung geltend gemacht werden können. Das gilt auch, wenn für die Vermittlung hohe Provisionen geflossen sind und diese sog. Kick-Backs von der Bank nicht offengelegt wurden.

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