Hausdurchsuchung wegen Instagram-Post

24. Juni 2017 Thema abonnieren
 Von 
altonatown2
Status:
Frischling
(2 Beiträge, 0x hilfreich)
Hausdurchsuchung wegen Instagram-Post

Hallo Leute,


ich habe im Januar mit einem klar zu erkennenden Trollaccount mit recht kleiner Reichweite (habe bei meiner Aussage auch so erklärt - Stichwort "Kunstfigur") mit zwei Google-Bilder-Fotos des Marktplatzes einer von meinem damaligen Wohnort 300km entfernten Stadt, wo an dem Tag ein Kongress stattfand, behauptet, ich wäre bewaffnet und würde auf Polizisten schießen.


Schön blöd und verantwortungslos! Das weiß ich mittlerweile selber. Vorgesehen war der Post nur für andere Trolls mit denen ich connectet war, aber natürlich öffentlich. Insgesamt konnte ich 1 "Herz", 0 Kommentare und 0 Reposts ernten. Kurz danach und am folgenden Tag machte ich nach wie vor meine Trollposts. Ich hatte sehr spontan gehandelt und diese Posts schon fast wieder vergessen.


24 Stunden nach dem Posts kamen dann ein paar Polizisten bei mir vorbei, legten mich in Handschellen und sackten PC, Festplatten und mein Smartphone ein. Ich kam für eine Stunde in eine Zelle und hatte dann nach Fotos und Fingerabdrücken ein Gespräch mit einem Kommissar. Der war sehr kommunikativ und wohlwollend hatte ich den Eindruck nachdem er mich in den ersten paar Minuten gemustert hatte.


Vorwurf: §126 StGB - Störung des öffentlichen Friedens laut Durchsuchungsbefehl vom Amtsgericht. Auffällig wurde der Post durch den Anruf einer Dame die wohl auf Instagram durch einen Suchbegriff von dem Event bzw. der Stadt darauf getsoßen war. Das Event war übrigens zum Zeitpunkt des Posts so gut wie vorbei.


Was gegen mich spricht: Ich hab die Posts tatsächlich selber verfasst (was ich zugegeben habe und wofür ich mich auch ausdrücklich entschuldigt habe) in dem Wissen, was das für ein sensibles Thema ist. Ich hab - mehr oder weniger nachweislich - viel Zeit im Internet mit fragwürdigen Inhalten (kein Darknet, nichts Illegales, nur eben schwarzer Trollhumor usw.) verbracht.


Was für mich spricht: Die Polizei konnte bei mir logischweise nichts finden, was auf Straftaten hinweist. Auf meinen Festplatten sind Internet-Memes, Musik, sonstige Bilder, Videos, Sachen für die Uni und Computerspiele, meine Chatverläufe sind im Großen und Ganzen unbedenklich. In meinem Verlauf ist kein Antifa-, Reichsbürger- oder Salafistenzeug. Von sowas hab ich mich in meiner Aussage klar distanziert - wie auch von Gewalt insgesamt. Ich bin nicht vorbestraft, bin deutscher Staatsbürger, bin zu dem Zeitpunkt, davor und auch jetzt immatrikulierter Student. Mehrere Wochen nach meiner Aussage teilte mir der Kommissar mit, dass nur noch Formalitäten anstünden und, dass er erfreut und überzeugt sei, dass die Gespräche und Umstände bei mir Wirkung gezeigt haben und, dass ich - da ich mittlerweile kein Troll mehr in Sozialen Netzwerken bin und viel draußen mit Freunden bin - die Kurve gekriegt habe. Mir gegenüber äußerte sich der Kommissar, dass ich nochmal Glück gehabt hätte und dass von Freispruch bis Geldstrafe oder Sozialstunden alles möglich wäre. Eine Haftstrafe sei wohl ausgeschlossen, wurde mir von ihm gesagt.


Außerdem löste ich mit dem Post keine Diskussionen oder Reaktionen aus - wie gesagt: (Fast) gar keine Interaktion auf Instagram, keine News auf Online-Portalen, kein Abbruch der Veranstaltung - kein Echo. Bis auf die Hausdurchsuchung natürlich.


Es sind jetzt 5 Monate vergangen. Ich hab keine Post erhalten und keinen Anruf. Ich studiere im zweiten Semester und war zum Tatzeitpunkt 19 Jahre alt.


Meine konkrete Frage an euch: Kann jemand - wenn möglich: aus Erfahrung - ungefähr abschäzen, wie es da gerade für mich aussieht? Sind die entsprechenden Behörden einfach überlastet?

Meine Vermutung ist ja, dass man das Verfahren gegen die Leistung von Sozialstunden einstellen will und es einafch aus bürokratischen und Überlastungsgründen lange dauert, bis man mir das mitteilt. Eventuell bereitet man ja auch einen Prozess für mich vor. Schließlich ist das ja kein kleiner Ladendiebstahl. Ich bin mir schon bewusst, dass das keine Kleinigkeit ist, aber ich habe meine Lektion gelernt. Wenn man mir keine Haftstrafe verpassen will, frage ich mich allerdings wofür dann ein Prozess?

Naja, vielleicht hat ja jemand hier mehr Wissen oder Erfahrung als ich.

Gruß

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4 Antworten
Sortierung:
#1
 Von 
Harry van Sell
Status:
Unbeschreiblich
(120259 Beiträge, 39860x hilfreich)

Zitat (von altonatown2):
Die Polizei konnte bei mir logischweise nichts finden, was auf Straftaten hinweist.

Das
Zitat (von altonatown2):
Störung des öffentlichen Friedens

ist eine Straftat.



Zitat (von altonatown2):
ich habe im Januar mit einem klar zu erkennenden Trollaccount

Woran war der dann so klar zu erkennen?



Zitat (von altonatown2):
Meine Vermutung ist ja, dass man das Verfahren gegen die Leistung von Sozialstunden einstellen will und es einafch aus bürokratischen und Überlastungsgründen lange dauert, bis man mir das mitteilt.

Ich tippe eher auf Geldstrafe.
Und ja, die Behörden sind überlastet.



Zitat (von altonatown2):
Eventuell bereitet man ja auch einen Prozess für mich vor.

Eher unwahrscheinlich.



Wobei,könnte natürlich sien, das das
Zitat (von altonatown2):
meine Chatverläufe sind im Großen und Ganzen unbedenklich.

noch weitere Ermittlungen ausgelöst hat.



Signatur:

Meine persönliche Meinung/Interpretation!
Im übrigen verweise ich auf § 675 Abs. 2 BGB

0x Hilfreiche Antwort

#2
 Von 
altonatown2
Status:
Frischling
(2 Beiträge, 0x hilfreich)

Danke für die Antwort, Harry van Sell!


Zitat:
Das ist eine Straftat.

Ja ist es. Ich meinte damit eher die Straftaten die ich mit dem Trollpost vermeintlich angekündigt habe. Die haben nämlich nachweislich nicht stattgefunden.


Zitat:

Woran war der dann so klar zu erkennen?


Profilbild, Name, Beschreibung und sonstige Posts - alles schlechter bzw. guter Humor (je nach Geschmack). Wurde auch schon mehrfach als "Troll" "beleidigt" von verschienden anderen Usern. Scheint wohl auffällig gewesen zu sein




0x Hilfreiche Antwort

#3
 Von 
altona01
Status:
Weiser
(17802 Beiträge, 8071x hilfreich)

@altonatown2:
" Ich kam für eine Stunde in eine Zelle und hatte dann nach Fotos und Fingerabdrücken ein Gespräch mit einem Kommissar. Der war sehr kommunikativ und wohlwollend hatte ich den Eindruck...... "
Tja, die Leute sind eben einfach gut geschult. Die wirken eigentlich immer, wenn sie wollen, genau so. Dann reden die Täter auch lieber mit ihnen und viel freiherziger.

"Außerdem löste ich mit dem Post keine Diskussionen oder Reaktionen aus - wie gesagt: (Fast) gar keine Interaktion auf Instagram, keine News auf Online-Portalen, kein Abbruch der Veranstaltung - kein Echo. Bis auf die Hausdurchsuchung natürlich. "
Ist das nicht frustrierend?
Trolle sind doch offensichtlich verhaltensauffällige User, die Freude daran haben, andere User zu beleidigen und Threads mit saublöden und überflüssigen Kommentaren zu stören oder zu zerschießen.
Und dann keine Beachtung? Wie gemein......

Signatur:

Nur wer sich bewegt, hört seine Ketten rasseln.

1x Hilfreiche Antwort

#4
 Von 
muemmel
Status:
Unbeschreiblich
(32890 Beiträge, 17271x hilfreich)

Eher unwahrscheinlich. Ein Prozeß ist durchaus nicht unwahrscheinlich - der TE ist Heranwachsender, d. h., ein Strafbefehlsverfahren könnte nur zur Anwendung kommen, wenn man ihn als nach Erwachsenenstrafrecht zu Behandelnden betrachten würde. Das ist aus verschiedenen Gründen unwahrscheinlich. Also bliebe nur die Verfahrenseinstellung (die halte ich für unwahrscheinlich) oder ein Prozeß.
Wenn man mir keine Haftstrafe verpassen will, frage ich mich allerdings wofür dann ein Prozess? Weil auch alle anderen Strafen des Jugendstrafrechtes, wie Sozialstunden oder Jugendarrest, per Prozeß verhängt werden. Das hat nämlich ganz schlicht eine größere pädagogische Wirkung...

Signatur:

Bei nur einer Ratte im Zimmer handelt es sich nicht um einen Reisemangel ( Amtsgericht Köln).

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