Google - bist du noch gut?

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Der Rechthaber

Google hatte sich und seinen Mitarbeitern vor Jahren ein inoffizielles Motto vorgegeben, mit dem man sich ein ethisch hohes Ziel setzte und von Konkurrenten abheben wollte: "Don't be evil". Tue nichts Böses. Der Welt dienen ohne Kunden auszubeuten und trotzdem Geld verdienen - das war für Google kein Widerspruch, sondern Aufgabe.

Sehr löblich. Speziell nach einer erdrückenden Microsoft Vorherrschaft über Jahrzehnte leckte man sich die Finger nach einer Firma, die andere Wege ging und der man das auch noch abkaufte. Und nicht umsonst nahm man sich in der Internet Branche künftig Google zum Vorbild: Öffnet euch, grenzt euch nicht ab. "Wie würde es Google machen?"

Jetzt, fast 10 Jahre nach der internen "Don't be evil" Offensive ist Google in der Realität angekommen. Dass Datenschutz nicht gerade zu Googles Stärken gehört, hat sich ja schon herumgesprochen. Wer auf Google mal nach einem Produkt gesucht hat, wird Wochen später noch mit Werbung für dieses oder ein ähnliches Produkt verfolgt. Auf allen Google Seiten. Das ist penetrant, nervend und auch total unsinnig.

Google verfolgt Nutzer jetzt auf allen seinen Plattformen - Youtube, Gmail, Maps, Suche, Google+, Picasa etc. - und führt die gewonnenen Daten zusammen. So bekommt man jede Menge wertvolle Informationen, und in der Regel kennt Google auch den dazugehörigen realen Namen des Nutzers. Google verkauft das, als würde man uns dadurch eine bessere "Erfahrung" bieten. Tatsächlich aber kann Google so Produkte und Dienstleistungen "zielgerechter" zuordnen und die Werbebranche besser und teurer bedienen.

Das ist eben die Kehrseite der Medaille, wenn man so viele Dienste und Webseiten von Google nutzt, die umsonst sind. Obwohl, so umsonst sind sie ja nicht - man zahlt mit der begehrtesten Währung im ganzen Web: mit persönlichen Informationen. Ein Geben und Nehmen, das sich die Waage hält? Logische Konsequenz und neben den anderen Datenkraken wie Facebook, Apple, Microsoft und Co. auch nicht weiter erwähnenswert?

Könnte man meinen. Es geht hier auch nicht um ein zurzeit hippes Google Bashing. Was aber wirklich aufregt ist die penetrante Propaganda von Google, man wäre ja total gut und würde nur das beste wollen - im Gegensatz zur Konkurrenz. In einem Interview mit Google Gründer Sergey Brin kritisierte dieser Facebook und Apple, weil diese ein freies Internet verhindern würden. Die Bösen, das sind die anderen. Bei uns hingegen habt ihr nichts zu befürchten. Wir stehen auf der guten Seite der Macht.

Richtig, Google tut tatsächlich viel "Gutes" und gemeinnütziges. Es wird in alternative Energien und Startups investiert, die Nachhaltigkeit auf dem Programm haben. Hybrid-Autos werden gefördert. Klimaschutz, Seuchenbekämpfung, Erdwärme. Liest sich super. Keine Panik, dafür kann man es ruhig in Kauf nehmen, wenn Mails analysiert und dafür passende Werbung eingeblendet oder die Monopolstellung ausgenutzt wird.

Liest sich so ein bisschen wie Gewissensberuhigung. Wie alle anderen sammeln wir alle eure persönlichen Daten, analysieren euch und sorgen dafür, dass der Konsum und die Finanzwirtschaft auf bestmögliche Art und Weise brummt. Höher und weiter. Daneben machen wir noch ein bisschen in Alternativ, verstehste. Dazu trinken wir Yogi Tee, malen uns bunt an und träumen uns die Welt mit Hybrid Autos schöner.

Also alles so wie immer. Gab es auch früher schon, vor dem Internet. Ich mag nicht entscheiden, was gut und was böse ist auf dieser Welt. Aber wenn man sich immer wieder in die "gute" Ecke redet und andere schlecht macht, dann stimmt da irgendwas nicht. Dann riecht das. Aber nicht nach Blumenwiese.