Abmahnung / Unterlassung wegen Blogartikels (Text)

30. Januar 2013 Thema abonnieren
 Von 
holgi016
Status:
Frischling
(4 Beiträge, 2x hilfreich)
Abmahnung / Unterlassung wegen Blogartikels (Text)

Hallo liebe Foren-Mitglieder,

ich halte das Internet für eine ziemlich große Knowledgebase und setze mein Problem, erstmal hier rein in der Hoffnung, dass jemand mal eine kleine Abschätzung vornehmen kann.

Ich bertreibe einen kleinen Blog, der sich vor allem viralen Hits im Internet beschäftigt (was geht momentan so ab? worauf stehen die Leute?). Jetzt hat sich vor ein paar Monaten mal wieder ein Promi unbekleidet in den eigenen vier Wänden ablichten lassen. Das Ding ist natürlich im Web explodiert und ich habe im Zuge meiner Ausrichtung einen kleinen Bericht darüber geschrieben. Da auch noch ein Video involviert war, habe ich beschrieben, dass
a) momentan viele Leute danach suchen und dass es gehyped ist (Skandal)
b) habe ich beschrieben was in dem Video zu sehen ist / sein soll.

Dann habe ich einen Tipp bekommen, dass schon jemand das Video auf einem 1-Click-Hoster hochgeladen hatte. also habe ich den Link dazu noch mit reingenommen und habe erklärt, dass ich mit dem Content selber auf der Seite nichts zutun haben will und das Video nicht einbetten werde, aber dass die Leute ja gerne mal dem Link folgen können. Hätte jeder ja auch sonst irgendwie kriegen können.

Der Artikel war dann ein paar Monate drin und ich hab mich nicht weiter gekümmert. Ich schreibe ja eigentlich täglich Beiträge.

Jetzt hat mich gestern ein Vertreter des entsprechenden Promis kontaktiert, ich solle doch mit der Verbreitung des Contents (insbesondere Videos) aufhören, weil sonst rechtliche Schritte eingeleitet werden würden. (im ersten Schritt sehr vage, auch wenn als Bsp. eine "einstweilige Verfügung" genannt wurde).
Damit es nicht so weit käme, solle ich einfach nur den Content beseitigen.

Weil ich ja wirklich keinem schaden will und eigentlich nur in Ruhe bloggen will, habe ich also direkt meine Kooperation angeboten, obwohl ich halt aus ein paar Vorlesungen weiß, dass das Recht da noch relativ unerschlossen ist.
Ich habe also geschrieben, dass ich das Ersuchen verstehen kann und eigentlich keinen Anwalt dazuholen will. Also habe ich folgende Sachen gemacht:

- Habe den Link zum Video rausgenommen.
- Den Artikel ein bisschen umgeschrieben, damit es deutlich als Web-Geschichte verstanden wird.
- Ein Screenshot entfernt (auf dem so gut wie nichts zu sehen war, der aber als thumbnail diente)

Dann habe ich denen das geschrieben und habe auch gesagt, dass die die Löschung des Videos beim Hoster beantragen müssen, weil ich es nicht hochgeladen habe, aber die Hoster halt Mechanismen dafür haben müssen.
Falls weitere Wünsche bestünden, sollten sie sich doch bitte melden, weil ich hier keinem irgendwelchen Stress machen will.

Jetzt habe ich heute eine Mail bekommen, da steht drin dass sie mit einem Anwalt in Kontakt stünden (ist ja auch OK) und darunter ein reinkopierter Text (vom Anwalt, tippe ich mal). Da steht dann drin:
- Dass sie in meinem Falls so oder so einen Anwalt dazuholen werden
- Meine Daten von Providern holen werden
- Für eine Unterlassungserklärung
- und eine mögliche Abmahnung für die Uptime des Artikels
- zusätzlich kommen sie mir mit Urhebersachen um die Ecke, weil ich natürlich den Namen des Promis verwendet habe

Mein Dilemma erklärt sich halt teilweise in meiner Kooperation. Ich habe halt alles zur Verbreitung des Videos entfernt und bin denen inhaltlich entgegengekommen. Wenn die mich bitten das Ding zu löschen, dann lösche ich das auch, wenn das heißt, dass ich Ruhe haben würde.

Aber ich will vorher noch wissen:

Können die mich zum Löschen eines Blogartikels zwingen? Wir reden hier immernoch von Text und es wird ja keine Verleumdung begangen! Und: Wir sind hier immernoch in Deutschland und nicht in China!

Was für eine Handhabe haben, die gegen mich auch wenn ich das Ding jetzt komplett lösche?

Kann mir das Fehl-Verhalten seitens des Managements ("Wenn sie das machen, passiert nichts") zugute kommen?

Was wären angebrachte nächste Schritte?

Ich weiß, dass ihr viel zutun habt und es wäre schon ganz cool, wenn mal jemand in ein paar Zeilen dazu Stellung nehmen könnte.
Wenn ihr selber coole Webprojekte habt, dann könnt ihr mich auch gerne kontaktieren und ich danke euch für eure Hilfe mit nem Feature oder ähnliches.
Super Cool.


Interessant übrigens auch: Dieses Vorgehen ist bei Bloggern, die Bilder verwenden ja mehr als gängig, aber meine Recherchen haben nicht einen Fall ergeben, bei denen die Löschung von TEXT verlangt wird oder wegen Texten abgemahnt wird.

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4 Antworten
Sortierung:
#1
 Von 
BuffySlayer
Status:
Praktikant
(993 Beiträge, 483x hilfreich)

quote:
Können die mich zum Löschen eines Blogartikels zwingen?


Nö, aber ggfs. zum Löschen eines Verweises auf urheberrechtsverletzende Inhalte. Ob du für den Verweis auch *haftest*, hängt hingegen an ganz anderen Faktoren (etwa daran, ob du hättest erkennen müssen, daß auf eine Rechtsverletzung verlinkt wird).

quote:
Kann mir das Fehl-Verhalten seitens des Managements ("Wenn sie das machen, passiert nichts") zugute kommen?


Wenn das Management der Rechteinhaber ist, passiert dir nichts. Wenn nicht, könntest du das Management für entstandene Kosten in Regreß nehmen, wenn sie sich dir gegenüber fälschlich berühmt haben, zu so einer Erlaubnis legitimiert zu sein.

-----------------
""

1x Hilfreiche Antwort

#2
 Von 
mepeisen
Status:
Unsterblich
(24959 Beiträge, 16167x hilfreich)

Ergänzung zu BuffySlayer: es macht sich dann bei einer Regressforderung sehr gut, wenn du beweisen kannst, dass sie dir gegenüber behauptet haben, dass nichts weiter passiert. So Leute leiden auch sehr gerne mal unter Gedächtnisschwund.

Ganz verbieten können sie dir aber den Artikel nicht, solange er sich im Rahmen hält. Es gibt letzlich auf jeden Fall sowas wie Pressefreiheit. Die wird zwar auch immer mal wieder negativ ausgenutzt aber wer prominent ist und sich freiwillig (und sei es in den eigenen vier Wänden) ablichten lässt, der kann auch niemandem verbieten, der darüber (natürlich sachlich) berichtet. Egal ob das Foto durch Hacken des Handys oder gesteuert oder wie auch immer in Umlauf geraten ist.
Wichtig ist, dass das Foto selbst nicht gezeigt wird (oder das Video oder was auch immer). Das sollte man immer vermeiden um genau solche Abmahnungen zu verhindern.

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"Meine Beiträge stellen keine Rechtsberatung dar. Sicherheit gibts nur beim Anwalt."

1x Hilfreiche Antwort

#3
 Von 
holgi016
Status:
Frischling
(4 Beiträge, 2x hilfreich)

Danke schonmal für Eure Tipps. Mega cool hier im Forum.
Vielleicht sollte ich hier mal öfter vorbeischauen und meinen (rechtlich nicht ganz so fundierten) Senf dazugeben.

Ich hab denen jetzt erstmal geschrieben, dass ich bereit bin, den Beitrag vollständig zu löschen (auch wenn ich weiß, dass die rechtliche Lage dazu mindestens fraglich ist), bräuchte aber im Gegenzug Garantien, dass da kein "Papierkram" nachkommen würde. D.h. wir sollten uns einig sein, dass wir uns gegenseitig gefallen tun. Auch damit die nicht noch 6 Monate mit Zeug zutun haben.

Ich habe halt auch geschrieben, dass ich ein bisschen enttäuscht war, dass erst so hilfsbereit dahergekommen wird und dann direkt mit Hammer nachgetreten wird und dass sie mir gefälligst sagen sollen, was genau sie sich vorstellen bzw. wollen. (- in freundlich)

1x Hilfreiche Antwort

#4
 Von 
mepeisen
Status:
Unsterblich
(24959 Beiträge, 16167x hilfreich)

Noch ein Nachtrag: Die Grenze zwischen dem, was in den eigenen vier Wänden bleibt und damit nicht nach außen getragen werden darf/ untersagt werden darf und dem, was dann doch berichtet wird, ist manchmal schwierig. Ottfried Fischer... O-Ton des Richters war wohl trotz Freispruchs des Springer-Journalisten in etwa "Das, was da passiert ist, war unter aller Sau". Damit meinte er wohl nicht den Vorgang selbst sondern das Breittreten in der Öffentlichkeit und alles was damit zusammen hängt.

Das ist stets die andere Seite der Medaille. Als Blog/Journalist oder was auch immer sollte man sowas immer bedenken. Also vom moralischen Standpunkt her ;-)

Sorry, manchmal kommt der Erzieher bei mir durch :-D

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"Meine Beiträge stellen keine Rechtsberatung dar. Sicherheit gibts nur beim Anwalt."

1x Hilfreiche Antwort

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