Deutschland wird trockengelegt

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Ab heute: totales Alkoholverbot in der Öffentlichkeit

April, April

Jetzt ist es amtlich. Wer auf deutschen Straßen Alkohol konsumiert, muss mit empfindlichen Geldbußen rechnen. Der Bundestag verabschiedete in einer geheimen Nacht- und Nebelaktion ein Gesetz gegen den Genuss von Alkohol in der Öffentlichkeit. Das „Booze Law“, wie es von den Insidern genannt wird, ist ein so genanntes Lawinengesetz, das heißt, es kann vom Bundestag im Geheimen beschlossen werden und dann in einer Blitzaktion Gültigkeit erlangen. Das Gesetz tritt diesen Donnerstag in Kraft.

Wer mit einem Bier in der Öffentlichkeit erwischt wird, soll künftig blechen. Amelie Hellriegel-Hartenbach, Sonderbeauftragte vom Bundesjustizministerium, spricht von 20€, bei hochprozentigeren Getränken können es sogar bis zu 50€ werden. „Wir können uns sogar eine Alkoholsünderkartei vorstellen“, so die toughe Abstinenzlerin. Sie hatte mit dem Gesetzentwurf den Stein ins Rollen gebracht.

„Parties ohne Alkohol, wo bleibt da der Spaß?“, lamentiert eine 14-Jährige. Allerdings nicht wirklich gerechtfertigt. In privaten Räumen ist der Alkoholkonsum nach wie vor erlaubt. Während deutsche Jugendliche den Tränen nah sind, angesichts der Tatsache, sich das Leben und das andere Geschlecht nicht mehr uneingeschränkt schön trinken zu können, finden sich zahlreiche positive Stimmen in der Politik.

Julian von Helliger, parteiloser Bundestagsabgeordneter, freute sich und sprach von einem „Schritt in die richtige Richtung.“ Der unerfreuliche Anblick der Dosenbierjünger müsse von Deutschlands Straßen verschwinden, so von Helliger. Wer Alkohol in der Öffentlichkeit konsumiere, gebe unserem Nachwuchs ein schlechtes Beispiel. Trinken sei nicht cool. „Eine Einschränkung des Alkoholkonsums ist Jugendschutz.“ Auf die Frage von 123recht.de, warum um dieses Gesetz so eine extreme Geheimhaltung betrieben wurde, sagte er: „Wir mussten es hinter dem Berg halten. Es hätte schon im Vorfeld große Proteste gegeben. Das hätte die Durchführung unseres Vorhabens erschwert.“

Gemischte Gefühle zeigte Linus van Pelt, Pressesprecher des Deutschen Ärzteverbandes: „Klar, Trinken ist ungesund, und wenn es gelingen sollte, das einzuschränken, würde es das Gesundheitswesen einen entscheidenden Schritt weiterbringen.“ Allerdings befürchtet van Pelt, selbst passionierter Whiskey-Trinker, dass Alkoholiker nun als unerwünschte Randgruppe in die Ecke gestellt werden. „Alkoholismus ist eine Krankheit, nun wird er als missliebiges Ärgernis dargestellt.“

Bestürzt zeigte sich ein Vertreter der Spirituosenindustrie, der an dieser Stelle nicht benannt werden will. Der Mann war sichtlich fassungslos und konnte seine Emotionen nicht zurückhalten: „Wir zahlen Steuern wie die Bekloppten und jetzt das. Sollen wir demnächst auch zum Lachen in den Keller gehen?“ Der umsatzstarke Wirtschaftszweig fürchtet nun Umsatzeinbußen in Milliardenhöhe.

Positiv äußerte sich stattdessen Mareike Raabe-Spruch, Vize-Gesundheitsministerin vom Saarland. Sie hofft, dass mit dem Gesetz die Zahl alkoholbedingter Erkrankungen verringert werden kann. Davon verspricht sie sich Einsparungen im Gesundheitsbereich. „Die Amerikaner haben ein solches Gesetz und es funktioniert. Es wurde Zeit, dass wir nachziehen.“ Raabe-Spruch hofft nun, dass auch andere EU-Länder Deutschlands Beispiel folgen.

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