Kampfdrohnen für alle!

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10 neue Einsatzbereiche für unbemannte Drohnen auch im täglichen Leben

Ich verstehe die Aufregung und Debatte um den Einsatz von Kampfdrohnen nicht. Wieso ethische Bedenken? "Ethisch ist eine Waffe stets als neutral zu betrachten", sagte Verteidigungsminister de Maizière. Ein Genie, von dem sich selbst die amerikanische Waffenlobby noch eine Zielscheibe abschneiden kann.

Sir, jawohl, Sir! Nicht Waffen töten Menschen, sondern die Menschen, die Waffen gebrauchen. Jedes Kind kann das sehen. Und im Fall von Drohnen töten dann einfach die Drohnen. Irgendeiner muss es ja tun! Sauber und ohne Gewissensbisse.

Wir brauchen diese niedlichen fliegenden ethischen Spielzeuge daher unbedingt. Und warum nur bei der Bundeswehr? Bei den Einsatzmöglichkeiten von Drohnen aller Art wurde bislang viel zu kurzsichtig gedacht. Folgende Einsätze von unbemannten Flugrobotern fallen mir spontan ein, auch für den zivilen Bereich:

1) Deutsche Bahn

Die deutsche Bahn hat bereits angekündigt, Aufklärungsdrohnen gegen Grafitti-Sprayer einsetzen zu wollen. Das ist nur konsequent. Wenn drinnen die Klimaanlagen schon nicht funktionieren und Oberleitungen ständig ausfallen, dann sollten die Züge von außen wenigstens "clean" erscheinen. Wie sehe das denn sonst aus. Drohnen können die Züge überwachen und im Ernstfall die jugendlichen Künstler mit Gotcha-Kugeln beballern. Mit unabwaschbarer rosa Farbe. Farbe um Farbe, Zahn um Zahn. Die Bahn macht mobil.

2) Eierproduktion

Für jedes Legehuhn stirbt derzeit ein männliches Küken. Es wird aussortiert und entweder geschreddert oder vergast, ohne vorherige Betäubung natürlich. 40 Millionen Küken pro Jahr allein in Deutschland, damit wir unser Ei zum Frühstück essen können. Das ist doch grausam und will auch keiner wissen. Viel besser wäre, alle männlichen Küken in eine Halle zu schleusen und sie mit Kampfdrohnen zu bekämpfen. Gelangweilte Jugendliche könnten die Drohnen von zu Hause steuern und sich in Ranglisten verewigen. Gegen Geld. Das spült Euros in die Kassen, schafft eine neue medienwirksame Leistungssportart und stumpft hervorragend ab. Beste Voraussetzungen für eine spätere Karriere in der Massentierhaltung.

3) Falschparker

Politessen müssen Falschparker aufspüren und bekommen oft den Zorn des ertappten Bürgers zu spüren. Warum lässt man stattdessen nicht Drohnen rumfliegen und Beweisfotos von falsch parkenden Autos machen? So entgeht dem Staat kein Parksünder und Politessen können einen anderen Job machen, der richtig Spaß macht. Beim widerrechtlichen Parken vor Garagen und in Kurven könnten die Autos direkt weggebombt werden. Das macht den Weg frei, spart Abschleppmaßnahmen und kurbelt die leidende Autoindustrie an.

4) Google

Google Streetview ist ja soooo 2012. Wieso nicht in Echtzeit in eine Drohne einloggen und virtuell in diesem Moment durch die Straße fliegen - oder den Grand Canyon. So spart man sich auch das Urlaubsgeld. Das beste: Mit den Aufklärungsdrohnen von Google kann man den staatlichen Falschparker-Drohnen ein Schnippchen schlagen: Schnell in die Google Parkdrohne einloggen und den Weg zu einem freien Parkplatz zeigen lassen.
Wem das zu langweilig ist: Bing-Drohnen der Konkurrenz fliegen den Google-Drohnen hinterher und finden dann trotzdem nichts. Bestens geeignet, wenn man mal wieder in Nostalgie schwelgen will.

5) Verfassungsschutz

Was haben unsere Verfassungsschützer für einen anstrengenden, undankbaren Job. V-Männer anwerben, Akten vernichten, Schampus entkorken, wichtige Dinge tun. Sollen Drohnen doch die Drecksarbeit machen, Staatsfeinde beschnüffeln und Zielpersonen "aus dem Spiel nehmen". Und wenn man mal ein Auge zugedrückt hat - z.B. bei einer rechten Terrorzelle, die sich jahrelang quer durch das Land mordete - dann kann man es auf technisches Versagen schieben und den Drohnenhersteller verklagen. "Und zusätzlich ist das Ding auch noch Amok geflogen und hat alle relevanten Akten vernichtet." Das kommt im Untersuchungsausschuss auch besser als die Aussage "Tut mir Leid, ich kann mich nicht erinnern" oder "Das muss auf einem Zettel stehen, den ich hier irgendwo habe".

6) FDP

Angehende FDP-Politiker könnten sich bei Ihrer Doktorarbeit proaktiv von einer Drohne überwachen lassen. So haben sie bessere Karten im späteren Verfahren zur Aberkennung des Doktortitels. Kann dann auch als Werbefilm für die Lobbybranche verwendet werden, wenn die FDP künftig unter 2 Prozent bleibt. Wasserprivatisierung, Saatgutmonopole, Big Pharma - irgendeine Lobbyarbeit wird es in Europa immer geben.

7) Kitas

Der Anspruch auf einen Kitaplatz wird grandios an zu wenig Betreuern scheitern - oder an ungeeignetem Personal. Drohnen können die kleine Krabbelmeute da viel besser und effektiver überwachen. Wer ausbüxen will, bekommt einen Schuss vor den Bug. Ruckzuck sind die kleinen Racker wieder integrierte Bestandteile der Gruppe. Garantiert! Frühförderung, Leistungssport für Einjährige, zehn Fremdsprachen gleichzeitig, Klavierunterricht im Krabbelalter, Tischmanieren - für entsprechend programmierte Drohnen kein Problem. Alle Kinder können schlafen lernen, und man muss sie auch mal schreien lassen. Kampfdrohnen setzen das endlich konsequent um, denn sie werden niemals weich. Aus Schließzeiten werden Schießzeiten.

8) Jagd

Sich in einem Hochsitz verschanzen und das überlegene, hochgefährliche Rehkitz nach langem Kampf todesmutig mit dem unsicheren Jagdgewehr seinem wohl verdienten Schicksal übergeben; danach stolz auf Facebook das Bild von der toten Kreatur posten, um ruhmreiche Glückwünsche und das eiserne Kreuz entgegen zu nehmen: Nein, das muss nicht mehr sein. Mit einer Kampfdrohne wird der Überlebenskampf im heimischen Wald endlich zu einem annähernd gleichen Duell. Jetzt bestellen, damit die Jägersfrau zu Hause wieder ruhig schlafen kann.

9) Abmahnanwälte

Abmahnungen müssen nicht mehr per Fax und Post versendet werden. Eine Kampfdrohne als Überbringer schüchtert den Gegner ein und lässt einen Streitwert von 10.000 Euro und die horrenden Anwaltsgebühren endlich realistisch erscheinen. Mit der Zusatzbestückung "Law-Enforcer 3000" und vollautomatischer Zielerfassung von 100 Filesharern gleichzeitig sind auch Massenabmahnungen möglich.

10) Facebook

"Ich bin gerade in der Lufthansa Business Lounge und das Wetter ist besser als bei euch!" Man weiß gar nicht, wie man früher ohne diese Informationen ausgekommen ist. Facebook Überwachungsdrohnen gewährleisten jetzt auch die Dokumentation, was zwischen diesen Statusmeldungen alles passiert. Statt "Was machst du gerade?" gibt es eine neue Rubrik: "Alles dazwischen".

I like. Aber sowas von.

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