Tabak extrem

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Ein Schuld- und ein Freispruch für die Tabakindustrie

Zwei gegensätzliche Urteile in Verfahren gegen die Tabakindustrie fällten diese Woche ein kalifornisches und ein kanadisches Gericht. Während US-amerikanische Geschworene der Klage eines 56-jahrigen Rauchers gegen Philip Morris entsprachen und auf 5,5 Millionen Dollar Schadenersatz für den Abhängigen urteilten, wies eine kanadische Richterin die Klage eines 59-Jährigen aus Toronto gegen Imperial Tobacco Canada ab.

Der 56-Jährige US-Amerikaner raucht seit seinem 13. Lebensjahr und gab an, er habe erst Mitte der 90er Jahre über die Gefahren des Tabakkonsums erfahren. Der Zigarettenhersteller habe ihn über die Gefahren des Rauchens im Unklaren gelassen. Bei dem Raucher waren Gehirn- und Lungenkrebs diagnostiziert worden. Der Hersteller der Zigarettenmarke Marlboro wurde des Betrugs und der Herstellung eines mangelhaften Produkts für schuldig befunden, neben dem Schadenersatz muss der Hersteller außerdem noch drei Milliarden Dollar Strafe zahlen, die wohl auch der Kläger erhält. Das Unternehmen kündigte an, das Urteil gerichtlich überprüfen zu lassen.

Der Kanadier hatte gegen seinen Arbeitgeber Imperial Tobacco wegen der Bezeichnung "light" auf seiner Zigarettenmarke geklagt. Die Angabe führe zu Fehlinterpretationen und lasse die Öffentlichkeit im Unklaren über die tatsächlichen Gefahren des Tabakkonsums. Nach unzähligen missglückten Versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören, wurde bei dem Mann ein krankes Herz festgestellt. Die Richterin stimmte mit dem Kläger zwar in soweit überein, als dass sie die Markenbezeichnung "light" als missverständlich ansah, machte den Raucher für sein Schicksal allerdings selbst verantwortlich. "Nur er selbst konnte sich aus seiner Abhängigkeit befreien", argumentierte die Richterin. Meldungen, dass Zigarettenhersteller die Glimmstengel manipulieren, um die Abhängigkeit ihrer Kunden zu vergrößern, konnten an der Entscheidung der Richterin nichts ändern.

Der Kläger in Kalifornien hatte nach eigenen Angaben 40 Jahre lang täglich mindestens zwei Packungen der Zigarettenmarke Marlboro verbraucht. Auch der Kläger in Kanada hat eine 45-jährige teerhaltige Vergangenheit hinter sich: "Ich hasse es. Ich glaube nicht, dass in Zigaretten noch Tabak enthalten ist. Es ist alles chemisch, aber ich mach das jetzt seit 45 Jahren, und es war mein Freund."

(123recht.de, ap, reuters, dpa)

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