Widerstand ist zwecklos - Assimilieren Sie sich

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Wir befinden uns im Jahr 2090. Ein Schlachtschiff der Borg nähert sich der Erde.

"Erdenbewohner! Wir sind Borg. Widerstand ist zwecklos - assimilieren Sie sich!"
Hart und dröhnend hallt die Forderung über die Erdoberfläche.
Ein kleiner Junge irgendwo auf der Erde wundert sich: "Du, Dad, was ist assimilieren?" Der Vater des Jungen schaut besorgniserregend in den Himmel. "Das dort oben sind Borg. Sie wollen, dass wir uns an ihre Art und Gewohnheiten anpassen. Wir sollen uns an sie angleichen und genau wie sie leben."
Der Junge bleibt verdutzt. "Warum können wir denn nicht ohne dieses assi-milieren miteinander spielen?" Der Vater überlegt. "Naja, die Borg sind etwas schwierig. Sie sind der Überzeugung, dass man sich an etwas festhalten muss, um nicht umzufallen. Sie glauben, dass eine Gesellschaft eine feste und starre Kultur braucht, damit sie funktioniert." - "Ist das falsch?" fragt der Junge verunsichert. "Nein", entgegnet der Vater, "im Ansatz nicht. Nur müssen wir uns dazu nicht genauso verhalten wie die Borg. Es reicht aus, wenn wir alle nach denselben Spielregeln spielen, um friedlich miteinander leben und voneinander lernen zu können."
Der Junge lässt nicht locker. "Ihre Spielregeln oder unsere?" Der Vater streichelt seinem Sohn durchs Haar. "Da die Borg zu uns kommen, sollten sie nach unseren Regeln spielen. Wenn wir zu ihnen fliegen, gelten ihre Regeln. Ganz einfach. Und wenn wir irgendwann wollen, denken wir uns vielleicht neue gemeinsame Regeln aus. Wer weiß."
Der Junge ist aber immer noch nicht zufrieden. Wieder schaut er zu dem Schiff der Borg herauf. "Aber Paps, müssen die dann jetzt genauso werden wie wir? Müssen die sich an uns assimidingsen?" "Um Gottes Willen, nein. Man kann so etwas nicht erzwingen. Unsere Regeln sollten sie schon beachten, aber deswegen müssen sie nicht wie wir werden. Zwingen kann man niemanden, das gibt nur Ärger. Beide Seiten müssen aufeinander zugehen, und so wie die Borg von unserem Leben lernen können, lernen wir von ihnen. Dazu muss man offen miteinander reden. Geben und nehmen. Du tolerierst den anderen, solange er sich an die Spielregeln hält. Und wenn du willst und klug bist, lernst du von ihm dazu. Du hast deine Spielweise, und der Borg seine. Vielleicht mischt ihr eure Spieltaktiken auch mal, ich wette, das macht noch mehr Spass."

Der Junge überlegt eine Weile, nickt befriedigt, und lässt den Vater in Ruhe. Nach einer Weile kommt er aber zurückgetrollt, während das Borgschiff noch immer regungslos am Himmel steht. "Aber Paps! Ist das alles nicht selbstverständlich? Warum wollen die Borg dann von uns, dass wir uns an sie assimieren?"
Der Vater verzieht das Gesicht. Diese Frage hatte er befürchtet. Er kniet sich nieder und schaut seinem Spross sanft in die Augen.
"Wahrscheinlich haben sie Angst. Sie glauben, ihr Verhalten ist das einzig wahre. Und sie glauben, das würde entwertet, wenn etwas anderes hinzukommt. Sie haben Angst, dass ihre ach so tolle Verhaltensweise gegen die fremde Verhaltensweise nicht Bestand haben und irgendwann verschwinden wird. Sie wollen sich nicht für neue Dinge öffnen. Sie haben Angst, ihre Identität zu verlieren."
"Würden sie das denn? Würden die Borg ihre Identität verlieren, wenn wir zusammen spielen?" "Nein, sie würden ihre Identität nicht verlieren. Sie würden vielmehr zu ihrer Identität hinzugewinnen."
Der Junge verstand. "Ich will gerne von den Borg dazulernen", stellt er fest. Der Vater lachte: "Und sie bestimmt von dir. Wenn sie erwachsen geworden sind."

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