Verurteilung serbischer Kriegsverbrecher in Den Haag

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Langjährige Haftstrafen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Vier ehemalige Polizeioffiziere eines serbischen Gefangenenlagers wurden in Den Haag zu Haftstrafen verurteilt.Das UN-Kriegsverbrechertribunal befand Miroslav Kvocka, Mladjo Radic, Zoran Zigic und Dragoljub Prcac wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und weiterer Anklagepunkte für schuldig. Das teilte das Tribunal in einer Pressemitteilung vom 28.02.2005 mit.

Die Verbrechen basieren auf Vorfällen im berüchtigten Omarska-Gefangenenlager im Jahre 1992. Die Bilder von ausgemergelten Gefangenen, die an die Konzentrationslager der Nazis erinnerten, gingen damals um die Welt.

Miroslav Kvocka war Berufspolizeioffizier zur Zeit der Lagergründung. Er hatte damals die Position des stellvertretenden Lagerleiters inne. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Kvocka mit seiner Autorität und seinem Einfluss Gewalt und Verbrechen im Lager hätte verhindern können. Er wurde schuldig der Mithilfe an Kriegsverbrechen gesprochen und muss nun eine siebenjährige Haftstrafe antreten.

Der ehemalige Berufspolizist Mladjo Radic war Schichtführer im Lager. Das Tribunal fand heraus, dass die ihm unterstellten Wachen besonders brutal vorgingen. Radic selber vergewaltigte und misshandelte mehrmals weibliche Gefangene. Das Tribunal verurteilte ihn zu 20 Jahren Haft.

Der Taxifahrer Zoran Zigic wurde 1992 als Polizeioffizier der Reserve einberufen. Ihm wurden weit reichende und systematische Misshandlungen von Nicht-Serben vorgeworfen. Er soll ins Omarska-Lager gegangen sein, um gezielt Gefangene zu misshandeln. Zudem wurden ihm Mord und Misshandlungen in anderen Straflagern angelastet. Das Gericht sprach ihn wegen mehrfachen Mordes und der Folter für schuldig. Er erhielt mit 25 Jahren Haft die längste Haftstrafe.

Der Reservist Dragoljub Prcac wurde 1992 zur Polizei einberufen. Das Tribunal beschuldigte ihn, die rechte Hand des Lagerkommandanten gewesen zu sein. Zudem besaß er für drei Wochen die Befehlsgewalt im Lager. Aufgrund seiner Position hatte er ungehinderten Zugang zum Lager und Einfluss auf die Wachen. Er bekam mit fünf Jahren Haft die geringste Strafe von den Verurteilten.

Hintergründe zum Krieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Jugoslawien von dem ehemaligen kommunistischen Partisanenführer Josip Broz Tito neu gegründet. Dieser führte praktisch eine Alleinherrschaft ein und unterdrückte jegliche nationalstaatliche Bestrebungen in Jugoslawien. Nach seinem Tod keimten Nationalstaatsgedanken und Unabhängigkeitsforderungen auf, besonders stark im Kosovo. 1991 emanzipierten sich Slowenien und Kroatien und erklärten ihre Unabhängigkeit gegenüber der serbischen Führung. Nach einigen Kämpfen zogen sich die Serben aus diesen Gebieten zurück.

1992 erklärte Bosnien-Herzegowina seine Unabhängigkeit, was mit einem Einmarsch serbischer Truppen beantwortet wurde. Zudem besaß Bosnien-Herzegowina einen hohen Anteil an Serben in der Bevölkerung. Es kam zur Belagerung der bosnischen Hauptstadt Sarajevos, sowie zu Vertreibungen, Zerstörung und Massaker durch die Serben. Aufgrund dessen wurde Rest-Jugoslawien aus der UNO ausgeschlossen und UN-Truppen in die Krisenregionen entsandt.

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