Trollt euch!

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Endlich mal wieder eine richtig gute Nachricht aus den USA: Der Straftatbestand Stalking gilt dort jetzt auch für das Internet. Wer also etwa eine Person per E-Mail ständig belästigt, ohne Spammer zu sein, kann jetzt als Stalker strafrechtlich verfolgt werden. Weit interessanter wird es aber für das so genannte Trolling in Internet-Foren. Im Mutterland des Internet ist nun auch das penetrante Zumüllen von Foren strafbar. Und das ist auch gut so.

"Trolling" oder der Ausdruck "Troll" ist nicht etwa Tolkiens Sagenwelt entliehen, sondern bezeichnet im Englischen eine bestimmte Art des Fischfangs. "Trolling Fishing" steht bei Anglern für das Angeln mit Ködern. In Internet-Foren sind daher "Trolls" die Art User, die Beiträge nur schreiben, um möglichst viele Antworten oder eine möglichst lange Unterhaltung zu provozieren. Dies kann in den unterhaltsameren Fällen durch eine ausgedachte Frage oder Identität der Fall sein, oder einfach dadurch, dass man in einer Diskussion vehement einen obskuren Standpunkt vertritt, ohne im "realen Leben" wirklich dieser Meinung zu sein. In den platten Fällen bedienen Trolle sich lediglich dummer, provozierender oder beleidigender Beiträge und schaffen es auch so immer wieder, dass andere User auf ihre "Äußerungen" eingehen.

Trolle haben schon längst den Sprung über den großen Teich in deutsche Foren geschafft. Und wie ihre amerikanischen Vorgänger können diese mitunter sogar richtig lustig sein. Ein pfiffig ausgedachter Troll, der sich glaubhaft verkauft, hat durchaus Unterhaltungswert. Das fängt mitunter schon bei der kreativen Namenswahl der Trollidentität an. In den meisten Fällen aber sind Trolle leider nur verlorene arme Seelen. Dies bei platten, kurzen und nichtssagenden Äußerungen, die jeder Komik entbehren und einfach nur destruktiven Charakter besitzen. Eine Diskussion soll möglichst "gekidnapped" werden, so dass in einer ursprünglich ernst gemeinten Unterhaltung nur noch Unsinn abseits des eigentlichen Themas verzapft wird. Oder Diskussionen sollen einfach zerstört werden, indem der Troll diese mit seinen nervenden und destruktiven Beiträgen zumüllt und eine ernstgemeinte Unterhaltung unmöglich macht.

In richtig krassen Fällen geht das so weit, dass Trolle andere User in Foren regelrecht verfolgen, belästigen und ihnen nachstellen. Klassisches Stalking. Wenn der Troll dabei so erbärmlich ist, dass er die anderen Forumsteilnehmer etwa beleidigt oder verleumdet, kann er strafrechtlich belangt werden. Schreibt er aber einfach nur Müll, kann ein Forenadministrator ihn lediglich löschen und die IP-Nummer speichern und sperren. Da IP-Nummern aber in der Regel bei jeder neuen Einwahl ins Internet dynamisch vergeben werden, kann der Computer des Trolls oft nicht nachhaltig aus dem Forum ausgeschlossen werden. Die platten und erbärmlichen Trolle sind dann auch meist diejenigen, die nach einer Identitätslöschung durch den Admin erst recht dazu übergehen, diesem und den anderen Leuten im Forum unter einer neu angemeldeten Identität das Leben zur Hölle zu machen.

Diese Art Troll kommt sich ironischerweise besonders witzig, einfallsreich und großartig vor. Man könnte den armen Kerlen zivilrechtlich eine Unterlassungserklärung schicken und später bei Zuwiderhandlung dagegen vorgehen. Aber welcher Admin greift schon zu so einer aufwendigen Maßnahme? Insoweit macht es der Amerikaner schon ganz richtig, wenn er den Straftatbestand des Stalkings auch auf das Internet anwendet. Bis auch hier die Problematik bis zum Gesetzgeber durchgedrungen ist, hilft nur eins: ein dickes Fell anziehen und sich wundern, wie viele hohle Scherzkekse es auf dieser Welt gibt. Und wie viel Zeit die alle haben.

In diesem Sinne: Don´t feed the trolls.