Medikamente am Steuer

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Wenn die Pille zum Problem wird

Etwa ein Drittel der Verkehrsunfälle ist auf den Einfluss von Medikamenten zurückzuführen. Dabei wissen die meisten Konsumenten nicht, dass der Einfluss von Pillen rechtlich genauso gesehen werden kann wie die Einnahme von Drogen, also das Fahren unter Einfluss „anderer berauschender Mittel“.

Gefährliche Medikamente - teilweise ohne Rezept

Und es ist schnell passiert: Schlafmittel, Schmerztabletten, Hustenblocker, Medikamente gegen Diabetes, Bluthochdruck und Allergie sind teilweise ohne Rezept zu haben und deswegen gefährlich. Wer liest schon den Beipackzettel, in dem von möglichen negativen Einflüssen auf die Fahrtauglichkeit die Rede ist.

Die Möglichkeiten der Polizei

Wenn es zu einem Unfall kommt und beim Fahrer Ausfallerscheinungen festgestellt werden, gehen Versicherungen und Justiz gleichermaßen davon aus, dass die Tabletten schuld sind. Es folgen Blut- und Urinprobe, wobei die solchermaßen Ertappten staunen, was dabei im Screening alles gefunden wird. In der Akte steht jede Chemikalie drin, die jeweils einer bestimmten Medikamentengruppe zugeordnet werden kann. Und das wochenlang, selbst wenn die Einnahme schon eingestellt wurde.

Die Konsequenzen

Und dann beginnt der Ärger: Der Führerschein ist erstmal weg – ob durch richterliche Beschlagnahme oder durch ein späteres Einschreiten der Fahrerlaubnisbehörde, der solche Verfehlungen durch die Staatsanwaltschaft oder die Polizei  umgehend gemeldet werden. Es folgen Anordnung einer fachärztlichen Untersuchung oder eine MPU. Da die Fristen hier kurz bemessen sind – in der Regel zwei Monate – kann die Begutachtungsstelle kaum von einem einmaligen, negativen Screening überzeugt werden.

Ein positives Gutachten holt man sich nicht einfach so ab

In der Regel sind aufwendige MPU Vorbereitungsprogramme mit Abstinenznachweisen nötig, um ein positives Gutachten zu ermöglichen. Dabei werden die Betroffenen in einem längeren Zeitraum – bis zu einem Jahr – unregelmäßig zu Screenings eingeladen, was bei Medikamenten  sehr aufwendig ist. Die Fahrerlaubnisbehörde will nämlich ganz genau wissen, ob die sensiblen Medikamente noch genommen werden.

Die Kosten

Die Kosten explodieren: Der Schaden am eigenen PKW wird durch die Kaskoversicherung nicht gedeckt, für den Schaden am anderen Fahrzeug kann die Versicherung bis zu 5000 Euro Regress nehmen und die MPU kostet ein kleines Vermögen. Die Vorbereitung alleine bis zu 1500 Euro, die Begutachtung selbst bis zu 750 Euro.

Wer auf Medikamente angewiesen ist, muss kämpfen

Ist der Fahrer jedoch auf Medikamente angewiesen, kann es folglich keine Nulllösung geben. Betroffene werden nun argumentieren, dass bestimmte Medikamente ihre Fahrtauglichkeit erhalten oder sogar wiederherstellen. Jedoch wird es schwer nachzuweisen, dass keine negative Beeinflussung der Fahrtüchtigkeit vorliegt. Manche Betroffene verlieren so ihren Führerschein auf Dauer, was beruflich oft eine Katastrophe ist.

Das richtige Problembewusstsein

Solchermaßen an dieses Problem erinnert, bleibt nur ein Rat: Sensible Medikamente wie Schlafmittel, Antidepressiva, Blutdrucksenker und Schmerzmittel dürfen nur in enger Absprache mit einem Fachmann eingenommen werden. Der freundliche Apotheker hilft hier nicht weiter, der richtige Weg führt zum Arzt.

Bei Ausfallerscheinungen den Wagen stehen lassen

Wer trotz richtiger Dosis Ausfallserscheinungen an sich feststellt, muss den Wagen stehen lassen. Zusätzlich sollte auf Mischkonsum – also Alkohol - verzichtet werden. Die Wechselwirkungen sind erheblich. Wer sicher gehen will, sollte sich im Vorfeld verkehrspsychologisch und medizinisch beraten lassen. Auf keinen Fall darf der Kopf in den Sand gesteckt werden. Kommt es zu einem schwereren Unfall – beispielsweise mit Personenschaden - drohen empfindliche Geld- oder sogar Haftstrafen. Das Zauberwort heißt demnach Prophylaxe. Der fachkundige Anwalt wird an Beratungsstellen weitervermitteln. Wir beraten Sie gerne…