Für fünf Dosen bekommen sie Anti-Spam-Software umsonst

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Von Spam, Gesetzen gegen Dosenfleisch, Jodys Webkamera und Attachments

Für fünf Dosen bekommen sie Anti-Spam-Software umsonst

Was macht denn das gewürzte Schwein in meinem Posteingang? Mit einem Anti-Spam-Gesetz soll es Verschickern von Email-Müll ans Leder gehen: Die Versendung von Spam wird demnach strafbar. Dabei ist Spam doch eigentlich die Abkürzung für "Spiced Ham", in den USA eine registrierte Marke und kommt ausschließlich in Dosen daher.

Das Dosenfleisch Spam wurde im Zweiten Weltkrieg berühmt und versorgte Armee und Bevölkerung der Alliierten gleichermaßen. Damals noch glorreicher Unterstützer im Krieg, ist Spam im Internet jetzt zur Wurzel des Übels avanciert. Ein nicht zu unterschätzender, hinterlistiger, übermächtiger Gegner. Seine Armeen sind allgegenwärtig und wachsen nach wie die Köpfe der Hydra. Man fühlt sich ähnlich verlassen wie die wackeren Rohirrim bei der Verteidigung von Helms Klamm: Für jeden getöteten Uruk-Hai strömen zehn neue nach. Jede gelöschte Spam-Mail ist am nächsten Tag mit zehn Klonen zurück.

Man könnte darüber spekulieren, wieso die Bezeichnung Spam irgendwann für die Vermüllung unserer Inbox herhalten musste. Schmeckt das Dosenfleisch so erbärmlich? Wird auch Emailwerbung als Konserve angesehen, abgepackt und weg damit? Oder liegt es an der langen Haltbarkeit? Ist "Bäh, schon wieder Spam!" in den Staaten irgendwann ein stehender Begriff geworden? War die Dosenfleisch-Firma am Ende die erste, die Email-Werbung verschickte? Klicken sie hier und bekommen sie Spam frei Haus!

Der Markeninhaber von Spam jedenfalls versuchte einst, gerichtlich gegen eine Firma vorzugehen, die Anti-Spam-Software vertrieb. Der gute Name seines fleischigen Produktes werde dadurch in den Dreck gezogen. Dabei war das doch der völlig falsche Ansatz, vielmehr hätte man sich zusammentun sollen: Bei dem Kauf von fünf Dosen Spam bekommen sie drei Anti-Spam-Software-Tools umsonst.

Heute ist Spam schon ein Fall für den Gesetzgeber. Aber der Krieg gegen die Inbox-Verstopfung hat gerade erst begonnen.

Das Anti-Spam-Gesetz ist nur der Anfang. Der Gegner wird sich anpassen und seine Taktik ändern. Kann man den Krieg gewinnen? Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Vielleicht werden unsere Kinder uns auslachen dereinst, so wie sie über die Deutsche Mark die Stirn runzeln werden. "Wie, ihr habt unaufgeforderte Werbung bekommen? Über Penis-Vergrößerungen und Viagra? Ja, hattet ihr denn keine Software dagegen?"

Doch, hatten wir. Aber mal ehrlich, richtig "funzt" diese Software noch nicht. Und wenn, dann verhindert sie auch gleichzeitig den Eingang wirklich wichtiger Mails. "Haben Sie die Vertragsbestätigung nicht bekommen?" - "Nein, wurde wohl als Spam klassifiziert." Und diese Drei-Wege-Tools oder die lästigen Bestätigungen, um diverse Absender akzeptieren zu können, das ist doch noch umständlicher als bei den Werbemails auf "Entfernen" zu klicken.

Sollten wir den Krieg gewinnen: Ein ganz klein wenig werde ich die launige Werbung in meiner Inbox vermissen. Man fühlt sich doch gleich besser, wenn man weiß, dass Cindy sich online mit einem treffen will. Oder Jody, die "kleine geile Schlampe" hinter ihrer Webkamera. Ohne Spam hätte ich auch nicht erfahren, dass Sex zwischen Mensch und Pferd möglich ist. Echt wahr! Oder dass man den Penis "ganz einfach" um locker 9 Zentimeter verlängern kann. Mit tollen Pillen kann man mir nichts dir nichts Gewicht verlieren. Faszinierend. Ohne diese Mails wüsste ich überhaupt nicht, was in der Welt so vor sich geht. Was alles möglich ist!

Ganz zu schweigen von der immer innovativeren Art, Viren unter das Volk zu bringen: "Dies ist eine Mail von der Polizei, wir haben ihre Daten gespeichert, da sie illegal Musik heruntergeladen haben. Einzelheiten und Infos für ihren Anwalt finden sie im Attachment!" Oder: "Ist das von Dir? Klick das Attachement!" Auch schön: "Ich habe Deine Ports gescannt und einen Virus entdeckt! Im Attachment findest Du eine Anleitung, wie er entfernt werden kann." Klick auf den Anhang! Attachment! Zip-File! Lies das Dokument! Betätige den Link!

Wenn die immer so witzig wären, könnten die mich ruhig weiter anmailen. In diesem Sinne: Esst mehr Dosenfleisch! Betätigt den Link! Klickt das Attachment!

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