Effiziente Vorbereitung auf die MPU - ein harter Weg

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Worauf kommt es bei der Vorbereitung auf die MPU schwerpunktmäßig an? Worauf müssen Sie besonders achten?

Die medizinisch-psychologische Untersuchung ("MPU") ist nicht zu Unrecht gefürchtet. Hohe Durchfallquoten und viel Halbwissen spielen dem nicht mehr überschaubaren Markt der unseriösen Anbieter diverser mitunter vollkommen überteuerter Vorbereitungskurse in die Hände. Gerne wird dabei als Marketingmittel gar eine "Garantie" auf das Bestehen angeboten. Vor derlei Angeboten kann von dieser Seite nur eindringlich gewarnt werden.

Ein positives Gutachten bei der MPU zu erzielen ist kein mirakulöses Wunderwerk, bei dem es mehr oder minder vom Zufall abhängt, wie der Gutachter entscheidet.

Den absoluten Schwerpunkt jeder MPU bildet immer der psychologische Teil. Hierbei hat sich der Psychologe streng an den sog. "Begutachtungsleitlinien für Kraftfahreignung" orientieren, die ihm zwingend die Fragestellungen vorgeben, aus denen er letztlich seine eigenen Fragen entwickelt. Es handelt sich praktisch um die "Fragen hinter den Fragen", ohne deren genaueste Kenntnis eine positive Gestaltung der MPU nur schwerlich denkbar ist.

Der Gutachter folgt vereinfacht gesagt einem simplen Schema:

Die Begutachtungsleitlinien geben ihm verschiedene Kategorien vor, in die er Sie anhand bestimmter Indikatoren (z.B. Vernachlässigung des Berufs und der Familie wegen des Drogenkonsums; welche Drogen wurden konsumiert: Heroin, Kokain oder nur Cannabis, lag Mischkonsum vor?) einordnet (z.B. Drogenabhängigkeit, fortgeschrittene Drogenproblematik, Drogengefährdung, ausschließlich gelegentlicher Cannabiskonsum).

Wenn der Gutachter die passende Kategorie (es können auch verschiedene Kategorien zu prüfen sein, wenn etwa die Fahrerlaubnis wegen einer Rauschfahrt sowie wegen einer Straftat entzogen wurde) gefunden hat, prüft er anhand der ihm wiederrum streng durch die Begutachtungsleitlinien vorgegebenen kategoriespezifischen Indikatoren, ob bei Ihnen eine angemessene Problembewältigung (z.B. Abstinenz, Lösung familiärer oder finanzieller Probleme, anderes Freizeitverhalten uvm.) zu verzeichnen ist.

Der Begutachtung liegt hierbei eine ganzheitliche Betrachtung Ihrer Person zugrunde. Die Zielsetzung kann mit der einfachen Frage beschrieben werden:

"Befindet sich das Leben des Klienten wieder in geregelten Bahnen?"

Der Gutachter wird hierbei alle Ihre Lebensbereiche ausleuchten (Familie, sonstiges soziales Umfeld, Freizeitverhalten, finanzielle Situation u.a.) und gezielt nach Schwachstellen suchen, die seiner Ansicht nach möglicherweise auch zukünftig eine sichere Verkehrsteilnahme nicht gewährleisten. Die Logik dahinter ist einfach: Wenn Sie beispielweise extrem verschuldet und ihre familiären Verhältnisse desaströs sind, so wird der Gutachter mutmaßen, dass Sie deswegen gefährdet sind, z.B. immer wieder zur Flasche zu greifen, weil der seelische Druck zu groß ist und Sie diesem Druck nur mit Alkohol aushalten können.

Um eine MPU positiv gestalten zu können sind mehrere Dinge erforderlich:

1) Exakte Kenntnis der Fragestellungen, die durch die Begutachtungsleitlinien vorgegeben werden.

2) Konsequente und dauerhafte Aufarbeitung der durch die Fragen angesprochenen Probleme in Ihrem Leben! Ohne ernsthafte betriebene Selbstreflexion sollten Sie nicht zur MPU antreten, sparen Sie sich diesen kostspieligen wie vermeidbaren Fehler!

3) Sehr wichtig ist die schriftliche Dokumentation Ihrer Bemühungen! Weisen Sie dem Gutachter nach, dass Sie z.B. ihre Probleme therapeutisch aufgearbeitet oder Ihre Schuldenprobleme in den Griff bekommen haben. Je mehr passende und aussagekräftige Nachweise Sie anbieten, desto besser. Der Gutachter möchte Beweise über Veränderungen in Ihrem Leben! Tun Sie ihm den Gefallen und liefern Sie ihm diese!

Sofern Sie sich an diese Vorgaben halten, können Sie einerseits angstfrei zur MPU antreten, da Sie wissen, dass Sie alles getan haben, was von Ihnen gefordert wurde. Der Gutachter ist an die Richtlinien gebunden. Wenn Sie sich bei der Vorbereitung strikt an diesen orientieren, wird es sehr schwer für ihn, Ihnen kein positives Gutachten oder zumindest eine Kurszuweisung nach § 70 FeV auszustellen.

Zudem bieten Ihnen die von den Begutachtungsleitlinien geforderten Modifikationen die große Chance, ein deutliches Plus an Lebensqualität zu gewinnen, etwa, weil Sie nunmehr nicht mehr alkoholabhängig sind, sondern andere befriedigende Lebensinhalte gefunden haben.

Letztlich müssen Sie die MPU nicht als Strafe sondern als Chance betrachten. Eine angeordnete MPU ist für Sie nur ein starker Indikator dafür, dass in Ihrem Leben vermutlich irgendetwas richtig schief läuft oder gelaufen ist.

Machen Sie jedoch sich nichts vor!

Vor Ihnen liegt ein schwerer Weg, Ihre Gewohnheiten sind ein mächtiger Gegner, diese sind neben einer unzulänglichen Vorbereitung letztlich für einen Großteil der negativen Gutachten verantwortlich.

Arbeiten Sie hart an sich und treten Sie Ihren Problemen entgegen, dann haben Sie eine große Chance, ein positives Gutachten zu erhalten.

Der entscheidende Faktor ist nicht der Gutachter und andere äußere Umstände, sondern alleine Sie!

Verabschieden Sie sich deshalb von einer Art "MPU-Vorbereitung-Light" mit "Garantie" oder "Geld zurück" Versprechungen, derlei Angebote spielen nur mit Ihrer Angst und Ihrer Bequemlichkeit! Um solche Anbieter sollten Sie einen großen Bogen machen.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Durchhaltevermögen! Glück ist anhand der klaren Vorgaben, die Ihnen gemacht werden, nichts, was ich Ihnen wünschen muss :-)

Wenn Sie mehr erfahren wollen, würde ich mich freuen, von Ihnen zu hören!

Leserkommentare
von Aykay LL.M. am 21.06.2012 16:35:02# 1
Sehr schön. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht noch dieses Zitat von Jean de la Bruyère: "Wahrheiten die man ganz besonders ungern hört, hat man besonders nötig." ;-)