Aktuelle Mietminderungstabelle

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Wohnungsmangel, Mängelanzeige, Fristsetzung, Minderungsbetrag und Zurückbehaltungsrecht – wann und in welcher Höhe Mietminderungen zulässig sind

Mieter haben Anspruch auf eine schadensfreie Wohnung. Treten Mängel auf, ist der Vermieter verpflichtet, sie umgehend zu beseitigen. Mieter müssen also Mängel schriftlich an den Vermieter melden und ihm eine konkrete Frist zur Beseitigung setzen.

Reagiert der Vermieter nicht auf die Fristsetzung zur Mangelbeseitigung, kann der Mieter die Miete mindern, bis der Schaden behoben ist. Dazu braucht er keine extra Erlaubnis, denn das Recht zur Mietminderung ergibt sich unmittelbar aus dem Gesetz. Die Berechtigung zur Mietminderung fällt für den Zeitraum an, in dem die Beeinträchtigung der Mietsache (Mietwohnung, Gewerberaum u.a.) vorliegt. Die große Frage ist jedoch dabei immer: Wieviel darf ich mindern?

Eine Sammlung von Gerichtsurteilen zum Thema bietet Anhaltspunkte, welche Reduzierung angemessen ist. Die Höhe der Mietminderung richtet sich grundsätzlich nach der Beeinträchtigung des vertragsgemäßen Gebrauchs der Wohnung. Eine Mietminderung ist dagegen nicht möglich, wenn die Beeinträchtigungen nur "unerheblich" sind.

Wer bei der Minderung aber über das Ziel hinausschießt, riskiert die Kündigung. Tritt ein Schaden auf, sollte die Miete zunächst weiterhin, aber nur noch vorbehaltlich überwiesen werden. Das heißt, der Mieter zahlt wie bisher, erklärt aber gegenüber dem Vermieter mit Berufung auf den Schaden, dass er die Miete künftig nur noch unter Vorbehalt zahle. Sobald der Schaden behoben ist, kann der Mieter den vorbehaltlich gezahlten Minderungsbetrag zurückfordern und auch einklagen.

Mietminderungstabelle

Die in der folgenden Tabelle ausgewiesenen Minderungsquoten geben eine grobe Orientierung, beanspruchen für sich jedoch keine Allgemeingültigkeit, da es sich immer um Einzelfälle handelt.

    A

    Abwasserstau - aus der Toilette und der Badewanne, defekter Abfluss

    AG Groß-Gerau, Urteil vom 19.07.1979, Az. 21 C 1336/78

    Minderungsquote: 38%


    B

  1. Baulärm

    LG Darmstadt, Urteil vom 18.03.1983, Az. 17 S 284/82

    Minderungsquote: 25%

  2. Balkon nicht nutzbar

    AG Wetzlar, Urteil vom 15.12.2008, Az.: 38 C 1467/08

    Minderungsquote: 3%

  3. Briefkasten fehlt

    AG Köln, Urteil vom 16.12.1993, Az.: 208 C 124/93

    Minderungsquote: 5%

  4. Bauarbeiten - Unbenutzbarkeit der Terrasse im Juni

    LG Berlin, Urteil vom 25.01.1996, Az. 62 S 321/95

    Minderungsquote: 19%


    D

  1. Dachgeschossausbau – Beeinträchtigungen durch Ausbau

    LG Berlin, Urteil vom 08.03.1996, Az. 64 S 357/95

    Minderungsquote: 33%

  2. Dusche - nicht nutzbar

    AG Köln, Urteil vom 28.11.1986, Az. 221 C 85/86

    Minderungsquote: 16,66%

  3. Defekter Küchenherd

    LG Berlin, Urteil vom 13.10.1980, Az. 61 S 171/80

    Minderungsquote: 5%


    E

    Elektrik – Lose Steckdose in der Küche

    LG Berlin, Urteil vom 13.01.2004, Az.: 64 S 334/03

    Minderungsquote: 0,5%


    F

  1. Fassade eingerüstet - Plastikfolien dunkeln die Wohnung ab

    AG Mainz, Urteil vom 28.11.1996, Az. 10 C 49/96

    Minderungsquote: 15%

  2. Fahrstuhlausfall - in der 4. Etage

    AG Charlottenburg, Urteil vom 15.12.1989, Az. 2 C 484/89

    Minderungsquote: 10%

  3. Fliesen fehlen

    LG Berlin, Urteil vom 20.11.1980, Az.: 61 S 200/80

    Minderungsquote: 0%


    G

  1. Gerüche - unzumutbare

    AG Köln, Urteil vom 27.09.1988, Az. 201 C 457/87

    Minderungsquote: 45%

  2. Gerüst vor der Dachgeschosswohnung und Dacharbeiten

    BGH, Urteil vom 12.12.2012, Az. VIII ZR 181/12

    Minderungsquote: 50%

  3. Geruchsbelästigungen - durch Fleischerei

    AG Pankow/Weißensee, Urteil vom 05.08.2004, Az. 3 C 71/03

    Minderungsquote: 5%

  4. Garagentor – Lärmbelästigung wegen fehlendem Schallschutz

    AG Mainz, Urteil vom 13.11.2002, Az.: 81 C 230/01

    Minderungsquote: 20%


    H

  1. Heizungsausfall - im Winter

    LG Hamburg, Urteil vom 15.05.1975, Az. 7 O 80/74

    LG Berlin, Urteil vom 20.10.1992, Az. 65 S 70/92

    Minderungsquote: 100%

    LG Berlin, Urteil vom 10.01.1992, Az. 64 S 291/91

    Minderungsquote: 75%

    LG Berlin, Beschluss vom 18.08.2002, Az. 67 T 70/02

    Minderungsquote: 70%

  2. Hellhörige Wohnung

    AG Lüdinghausen, Urteil vom 31.10.1979, Az. 4 C 132/78

    Minderungsquote 10%

    AG Wedding, Urteil vom 22.05.1985, Az.: 6 C 211/85

    Minderungsquote: 20%

  3. Haustür kann nicht abgeschlossen werden

    AG Köln, Urteil vom 28.10.1976, Az.: 153 C/ 76

    Minderungsquote: 5%


    K

  1. Kugelkäferplage und Schimmelbefall

    AG Trier, Urteil vom 11.09.2008, Az. 8 C 53/08

    Minderungsquote: 50%

  2. Kriminelle Nachbarn (Angst)

    AG Köln, Urteil vom 04.01.1978, Az. 152 C 1322/77

    Minderungsquote: 25%

  3. Kinderlärm

    AG Hamburg-Bergedorf, Urteil vom 11.11.2008, Az.: 409 C 285/08

    Minderungsquote: 0%


    L

  1. Lärmbelästigung - durch laute Musik der Nachbarn

    AG Braunschweig, Urteil vom 03.08.1989, Az. 113 C 168/89 (9)

    Minderungsquote: 50%

  2. Lärmbelästigung - durch zwei Gaststätten

    LG Berlin, Urteil vom 05.08.2002, Az. 67 S 342/01

    Minderungsquote 40%

  3. Lärmbelästigung - durch sehr häufiges lautstarkes Feiern bis spät in die Nacht

    AG Lünen, Urteil vom 16.12.1987, Az. Zw 14 C 182/86

    Minderungsquote: 20%

  4. Lärm durch Glascontainer

    AG Rudolstadt, Urteil vom 20.05.1999, Az.: 1 C 914/98

    Minderungsquote: 10%

  5. Laminat, aufgesprungenes

    AG Schöneberg, Urteil vom 10.04.2008, Az.: 109 C 256/07

    Minderungsquote 20%


    M

  1. Mäuse - in einer Stadtwohnung

    AG Brandenburg a. d. Havel, Urteil vom 06.08.2001, Az. 32 C 520/00

    Minderungsquote: 100%

  2. Mottenbefall - erheblicher Mottenbefall

    AG Bremen, Urteil vom 05.12.2001, Az. 25 C 0118/01

    Minderungsquote: 25%

  3. Mülltonne ständig überfüllt

    AG Potsdam, Urteil vom 09.03.1995, Az.: 26 C 406/94

    Minderungsquote: 5%


    R

    Rollladen in EG- Wohnung kaputt

    LG Berlin, Urteil vom 14.09.2006, Az.: 62 S 90/06

    Minderungsquote: 3%


    S

  1. Stromausfall

    AG Neukölln, Urteil vom 20.10.1987, Az. 15 C 23/87

    Minderungsquote: 100%

  2. Ständige Feuchtigkeit mit Schimmelpilzbildung in Küche, Wohn- und Schlafzimmer

    LG Berlin, Urteil vom 08.01.1991, Az. 65 S 205/89

    Minderungsquote: 80%

  3. Schimmelpilzbildung - an mehreren Wänden

    AG Königs Wusterhausen, Urteil vom 11.05.2007, Az. 9 C 174/06

    Minderungsquote 20%


    T

  1. Toilette - verstopft und unbenutzbar

    AG Hannover, Urteil vom 10.10.2008, Az. 559 C 3475/08

    Minderungsquote: 50%

  2. Taubenkot, Taubenbefall

    LG Freiburg, Urteil vom 19.06.1997, Az. 3 S 386/96

    Minderungsquote: 35%

  3. Teppichbodenmängel - abgelöste Kanten, Stolpergefahr

    OLG Celle, Urteil vom 19.10.1994, Az. 2 U 216/93

    Minderungsquote: 15%


    W

  1. Wasser aus der Zimmerdecke

    AG Kiel, Urteil vom 26.06.1980, Az. 13 C 9/80

    Minderungsquote: 30%

  2. Wasserboiler im Badezimmer defekt

    AG München, Urteil vom 10.01.1991, Az.: 232 C 37276/90

    Minderungsquote: 15%

  3. Wasser - rostig

    AG Görlitz, Urteil vom 03.11.1997, Az. 1 C 1320/96

    Minderungsquote: 20%

    AG Köln, Urteil vom 27.02.1980, Az. 211 (154) C 3195/79

    Minderungsquote: 10%

  4. Wohnungstür - Nichtabschließbar

    AG Potsdam, Urteil vom 09.03.1995, Az. 26 C 406/94

    Minderungsquote: 25%


    Z

  1. Zigarettenrauch aus der Nachbarwohnung

    LG Stuttgart, Urteil vom 27.05.1998, Az. 5 S 421/97

    Minderungsquote: 20%

  2. Zugluft - durch undichte Türen

    OLG Düsseldorf, Urteil vom 23.03.2000, Az.: 10 U 160/97

    Minderungsquote: 5%

Tipp:

Was aber tun, wenn der Vermieter die Mängel trotz Mietminderung nicht behebt? Dann kann der Mieter zusätzlich einen Teil der Miete zurückhalten. Er genießt dann ein so genanntes Zurückbehaltungsrecht. Das bedeutet, er bezahlt solange einen Teil der laufenden Miete nicht, bis der Mangel beseitigt ist. Anschließend muss er das Geld an den Vermieter zurückzahlen.

Dipl. jur. Denise Gutzeit

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